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„Besinnung auf die Mitte der Kirche“

Katholiken im Bistum Würzburg feiern Fronleichnam mit Gottesdiensten und Prozessionen – Bischof Jung: „Wir sind berufen, Segen zu sein für die Menschen“

Würzburg/Aschaffenburg/Schweinfurt (POW) Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen haben viele Tausend Katholiken in den Pfarreiengemeinschaften des Bistums Würzburg an Fronleichnam, 20. Juni, das eucharistische Brot durch die Straßen der Städte und Dörfer Unterfrankens begleitet. In den Städten Würzburg, Aschaffenburg und Schweinfurt fanden zentrale Feiern statt. Bischof Dr. Franz Jung bezeichnete Fronleichnam als „ein freudiges Fest der Besinnung auf die Mitte der Kirche“. Es sei schön, dass die Vielfalt, welche die Kirche auszeichne, am heutigen Tag sichtbar werde. Die Prozession durch die Würzburger Innenstadt stand unter dem Leitwort „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit“.

In seiner Predigt betrachtete Bischof Jung die Lesung aus dem Buch Genesis, die vom Zusammentreffen zwischen Abraham und Melchisedek berichtet. Melchisedek, der König von Salem, bringt Brot und Wein heraus und segnet Abraham. Dieser Melchisedek sei ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum. Er stamme nicht von dieser Welt, sondern von Gott, erläuterte der Bischof. „Er verbindet uns mit dem Ursprung von allem, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, mit dem lebendigen Gott selbst, von dem er eingesetzt ist.“

Brot und Wein, die Melchisedek an jenem Tag herausbrachte, seien für die Kirchenväter ein Zeichen auf die eucharistischen Gaben gewesen. Jesus gebe sich selbst, in seinem Leib und seinem Blut, in der Gestalt von Brot und Wein. „Melchisedek bringt diese Gaben heraus, und auch das werden wir heute tun. Wir werden das eucharistische Brot heraustragen aus der Kirche, durch die Straßen unserer Stadt, in den Alltag unseres Lebens“, sagte Bischof Jung. „Es ist uns wichtig, dass wir die Herzmitte der Kirche, was wir feiern, was uns miteinander und mit Gott verbindet, auch zu den Menschen bringen.“ Dadurch werde deutlich, dass alle Getauften Anteil am Priestertum Jesu Christi hätten. „Uns allen ist es aufgetragen, den Menschen Anteil zu geben an dem, was uns selbst erfüllt und was uns selbst das Heiligste ist – die Eucharistie.“ Salem wiederum sei die Kurzfassung von Jerusalem, der heiligen, der himmlischen Stadt, in der der Friede Gottes herrsche, fuhr der Bischof fort. In der Eucharistie würden der neue Himmel und die neue Erde schon jetzt greifbar. Christen seien aufgefordert, die Liebe Gottes zu leben: im Einsatz für die Solidarität, im Blick auf Gerechtigkeit, im Blick auf die Armut und Not in der Welt.

Der Segen, den Melchisedek dem Abraham spende, schwebe auch über dem heutigen Tag, betonte Bischof Jung. „Zweimal werden wir heute den Segen spenden, um uns daran zu erinnern, dass wir berufen sind, Segen zu sein für die Menschen. Es ist uns aufgetragen, den Menschen Anteil zu geben an der großen Liebe Gottes.“ Der Zehnte, den Abraham sodann übergebe, sei weit mehr als nur eine Abgabe, erklärte der Bischof. „Es ist der Dank, den wir Gott schulden für das, was er uns schenkt. Wie kann ich dem Herrn all das danken, was er mir Gutes getan hat?“ Voll Dankbarkeit werde heute das Opfer Jesu Christi gefeiert, „das uns treibt, diese Freude zu den Menschen hinauszutragen“.

Begleitet von den Gläubigen aus der Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Innenstadt trug Bischof Jung im Anschluss an den Pontifikalgottesdienst die Monstranz mit dem Allerheiligsten durch die Straßen. Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran und Domvikar Regens Stefan Michelberger assistierten dem Bischof unter dem Tragehimmel. Weihbischof Ulrich Boom, Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann, Mitglieder des Domkapitels, Ordensmänner, Ritter vom Heiligen Grab, Familiaren des Deutschen Ordens und Mitglieder des Malteserordens sowie Verbände, Vereine, Studentenverbindungen und Innungen gingen dem Allerheiligsten voran. Kommunionkinder streuten Blumen. Hinter dem Tragehimmel liefen Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Bürgermeister Dr. Adolf Bauer sowie Ordensfrauen. Viele Häuser entlang des Prozessionsweges waren mit Blumen und Fahnen geschmückt. Die Texte der Prozession hatten das Liturgiereferat und das Referat Geistliches Leben des Bischöflichen Ordinariats Würzburg gemeinsam erarbeitet.

Der Weg führte von der Neumünsterkirche über die Juliuspromenade und die Theaterstraße zum Residenzplatz. Dort wurde Statio gehalten, ehe der Zug über die Balthasar-Neumann-Promenade, Neubaustraße, Domerschulstraße zurück zum Neumünster führte. Auf der Treppenanlage der Grabeskirche der Frankenapostel erteilte Bischof Jung, wie bereits an der Residenz, den eucharistischen Segen mit der Monstranz. Mit dem Lied „Großer Gott, wir loben Dich“ klang die rund dreistündige Feier aus. Das Pontifikalamt sowie die Feier vor dem Stationsaltar an der Residenz gestaltete der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid unter anderem mit der „Missa Aeterna Christi munera“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina, dem „Tantum ergo“ von Tomas Luis de Victoria und dem „Exultate Deo“ von Alessandro Scarlatti. Das Symphonische Blasorchester Kürnach wurde von Stefan Wunderlich geleitet. Domorganist Professor Stefan Schmidt spielte die Orgel.

Fronleichnamsprozession in Aschaffenburg betrachtet „Europa und seine Patrone“

Die Fronleichnamsprozession in der Aschaffenburger Innenstadt zählte mehr als 400 Teilnehmer. Beteiligt waren die Pfarreiengemeinschaft „Sankt Martin – Aschaffenburg/Innenstadt“, die Pfarrei Herz Jesu, die Pfarreien des Stadtteils Schweinheim sowie die italienische, die kroatische und die polnische Gemeinde. Der Festgottesdienst fand nicht wie angekündigt auf dem Stiftsplatz, sondern in der Stiftsbasilika statt, da für den Vormittag Gewitter gemeldet waren. Doch die Wolken hatten sich bald wieder verzogen, so dass die Prozession bei strahlendem Sonnenschein durch die Innenstadt ziehen konnte. Das Motto lautete diesmal „Europa und seine Patrone“. Damit wolle man kurz nach der Europawahl deutlich machen, dass die kulturelle Vielfalt des Kontinents auch durch das Christentum geprägt sei, erklärte Stiftspfarrer Martin Heim. Das aktuelle Beispiel Greta Thunberg zeige, dass einzelne Menschen etwas in Bewegung bringen können. Wenn sie für ihre Botschaft auch Verantwortung übernähmen, dann würden sie zu einer Art Ikone, einem Vorbild im Handeln. Die heilige Brigitta ist nach Heims Worten so ein Vorbild. „Sie hatte selbst acht Kinder geboren und ist bis heute ein Beispiel, was gelebter Glaube in einer Familie bewirken kann.“ Nach dem Tod ihres Mannes wurde sie Ordensschwester, widmete ihr Leben der geistlichen Betrachtung und konnte als Beraterin für eine Friedenspolitik wirken.

Am Altar vor dem Schloss Johannisburg stellte der Schweinheimer Pfarrer Markus Krauth den heiligen Benedikt von Nursia und den ihm zugeschriebenen Satz „ora et labora“ in den Mittelpunkt. Beides sei wichtig für die innere Balance, und doch hätten viele Christen dieses Gleichgewicht verloren. „Wir haben zwar einen Sonntag, geben aber keine Ruhe“, sagte Krauth. Er lud dazu ein, auch im Namen der Schöpfung langsamer zu machen und innere Einkehr zu halten. Auch die Altäre an der Agatha-Kirche und am Herstallturm griffen das Motto auf. Bruder Nicola Curcio von der franziskanischen Gemeinschaft von Betanien sprach über die heilige Katharina von Siena, deren Leben geprägt gewesen sei von der Suche nach der Wahrheit Gottes. Pfarrer Florian Judmann sprach über die in Auschwitz getötete heilige Edith Stein. Er wies darauf hin, dass in Europa die Intoleranz und Menschenverachtung wieder wachse. „Gerade jetzt muss man dem das Kreuz entgegenhalten, das Edith Stein auch in ihrem Ordensnamen trug, damit man von unserem Kontinent wieder sagen kann: Er ist vom Kreuz gesegnet.“ Zum Abschlusssegen zog die Prozession, die musikalisch von der Blaskapelle „Ringheimer Musikanten“ begleitet wurde, wieder zurück zur Stiftsbasilika.

Rund 800 Menschen bei Fronleichnamsprozession in Schweinfurt

An der Schweinfurter Fronleichnamsprozession nahmen rund 800 Menschen teil. Das Motto lautete in diesem Jahr „Zusammenwachsen – zusammen wachsen“. Die Prozession begann an der Heilig-Geist-Kirche. Anschließend zogen die Gläubigen über die Schultesstraße und Rüfferstraße. Am Sankt-Josef-Krankenhaus wurde eine Statio gehalten. Danach führte der Weg über Rossbrunnstraße, Spitalseeplatz, Friedrich-Stein-Straße, Ignaz-Schön-Straße und Moritz-Fischer-Straße zur Pfarrkirche Sankt Kilian, in der die Eucharistie gefeiert wurde. Anschließend zog die Prozession mit dem Allerheiligsten auf dem gleichen Weg zurück zur Heilig-Geist-Kirche. Dort endete sie mit dem eucharistischen Segen und dem feierlichen Loblied „Großer Gott wir loben dich“.

sti/bv (POW)

(2619/0684; E-Mail voraus)

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