Würzburg (POW) Anlässlich des Jahrestags seiner Bischofsweihe hat Bischof Dr. Franz Jung am Sonntag, 14. Juni, ein Pontifikalamt im Würzburger Kiliansdom gefeiert. Vor zwei Jahren, am 10. Juni 2018, war er im Kiliansdom zum Bischof geweiht und als 89. Bischof von Würzburg eingeführt worden. Alle Getauften seien zum gemeinsamen Priestertum berufen, erklärte Bischof Jung den rund 120 Gläubigen in seiner Begrüßung. Aufgabe des „amtlichen Priestertums“ sei es, die Gläubigen in die Lage zu versetzen, dass sie „täglich neu ihrer Berufung nachgehen können“. Der Tag der Bischofsweihe sei für ihn eine Einladung, über das Bischofsamt und die Aufgaben des Bischofs nachzudenken. Konzelebranten waren sein emeritierter Vorgänger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Weihbischof Ulrich Boom. Die Messe wurde live auf TV Mainfranken sowie im Internet auf Facebook, YouTube und bei BibelTV übertragen. TV Mainfranken sendet um 21 Uhr eine Wiederholung.
Wenn man heute über Kirche rede, dann rede man davon, dass alles zu wenig sei, sagte Bischof Jung in seiner Predigt. Es gebe zu wenig Gläubige, zu wenig Geld, zu wenig Priester, zu wenig Hauptamtliche. Jesus selbst aber sage im Matthäus-Evangelium: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ Es gehe ihm nicht um den Binnenblick auf die Kirche selbst, sondern um den Blick nach außen und auf die Not in der Welt. Auch Papst Franziskus spreche in seinen Schreiben von dem kontemplativen Blick aus dem Glauben, der von der Kirche auf die Welt sehe und nach den Nöten der Menschen frage. „Die Aufgabe des Bischofs ist es, immer wieder auf diesen Außenblick aufmerksam zu machen“, sagte Bischof Jung. Wer Jesus in den Ärmsten erkannt habe, den Obdachlosen, den Kranken und Verlassenen, der werde gerettet werden. „Es gibt noch viel zu tun und viel einzubringen, um das Reich Gottes den Menschen nahezubringen. Kirche soll Sakrament sein, sichtbares Werkzeug des Heils für die Welt“, erläuterte der Bischof. Zu wenige Arbeiter gäbe es im Übrigen immer, denn es gebe so viel zu tun, dass ein ganzes Menschenleben nicht ausreiche.
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Als Jesus durch die Städte und Dörfer zog und die vielen Menschen sah, habe er Mitleid mit ihnen gehabt. Mitleid bedeute jedoch nicht mitleidig, sondern mitleidend. „Es ist nicht dieses mitleidig, das immer etwas Herablassendes, etwas Gönnerhaftes hat. Mitleidend verlangt, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen, ihn verstehen zu wollen in seiner Not, und das geht nur, wenn ich mich auf seine Ebene herablasse“, erklärte Bischof Jung. Jesus sei Mensch geworden, um am eigenen Leib zu erfahren, wie es in der Welt zugeht. „Wahre Anteilnahme geht nur, wenn man das Leben miteinander teilt, und nur so wird die Kirche an die Grenzen ihrer eigenen Verkündigung geführt.“ Kirche müsse sich fragen lassen, ob sie wirklich die Antworten habe, und ob sie bereit sei, den Menschen aus einer echten Mitleidenschaft heraus zu dienen. Die Aufgabe des Bischofs sei es, die Gläubigen zu ermutigen, diesen Schritt nach außen hin auch zu tun. „Deshalb wollen wir in diesem Jahr mit unserem großen Projekt der Sozialraum-Analyse beginnen, um uns als Gemeinden zu fragen, in welcher Welt wir eigentlich leben und wo die Brennpunkte in unserer Umgebung sind“, kündigte Bischof Jung an. Ohne sich die Mühe zu machen, genau hinzuschauen, werde der Blick „immer nur mitleidig bleiben, aber nicht mitleidend“.
Jesus brauche Mitarbeiter. Deshalb setze er die zwölf Apostel ein. Dabei werde nie ein Einzelner beauftragt, sondern immer ein ganzes Kollegium. „Keiner hat das Heil für sich allein, sondern immer nur in der Gemeinschaft der Apostel und in der Gemeinschaft der Kirche“, erläuterte Bischof Jung. Deshalb hätten die Apostel vom ersten Tag der jungen Kirche an um den rechten Weg gerungen. „Es ist eine große Aufgabe auch in Deutschland, in dieser Zeit, das Band der Einheit nicht zerreißen zu lassen“, betonte Bischof Jung und verwies auf die Apostel Petrus und Judas. Beides seien Apostel, die sich bekehren mussten. Doch Judas gelinge diese Umkehr nicht. „Er kann nicht glauben, dass der Herr auch ihm noch einmal vergibt, und er nimmt sich das Leben.“ Kirche, Apostel und Bischöfe stünden unter dem Gebot der Umkehr, betonte der Bischof. „Nur so kann die Kirche sich erneuern, nur so wird sie sich weiterentwickeln.“
„Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“, sagt Jesus zu den Aposteln. „In der Kirche kann sich niemand etwas nehmen, wenn es ihm nicht gegeben wird“, erklärte Bischof Jung. Das gelte für die Kommunion wie auch für die Weihe. „Die Vollmacht, die die Apostel empfangen, ist kein Eigenbesitz, sondern ein Auftrag. Unser Auftrag lautet, transparent zu werden für Jesus Christus, den Blick auf ihn nicht zu verstellen, sondern zu eröffnen.“ Nur Jesus könne Wunder wirken, vor allem in der Feier der Eucharistie, schloss Bischof Jung. „Den Weg zum Herrn zu eröffnen ist der Auftrag, den man empfängt und in Großherzigkeit umsonst weitergeben muss. Die Aufgabe des Bischofs wird es sein, diese Großherzigkeit in den Herzen der Gläubigen zu wecken und sie selbst in Großzügigkeit immer wieder vorzuleben und einzuüben.“
sti (POW)
(2520/0623; E-Mail voraus)
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