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„Die Verbindung wird spürbar“

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Pilgerreise durch Irland eröffnet Zugang zu eher verborgenen Stätten christlicher Geschichte – Deutsch-irische Beziehungen vom Geist des Evangeliums geprägt

Mullagh/Würzburg (POW) Auf den Spuren des heiligen Kilian und seiner Gefährten wandeln derzeit 36 Wallfahrer aus dem Bistum Würzburg mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann an der Spitze. Was das Besondere einer religiösen Gruppenreise auf der Grünen Insel ist und welche Erkenntnisse er bislang dazugewonnen hat, schildert der Bischof im folgenden Interview.

POW: Gemeinsam mit Pilgern aus dem gesamten Bistum haben Sie in den vergangenen Tagen unter anderem Mullagh, den Heimatort des heiligen Kilian, besucht, das Kloster Clonmacnoise, in dem er ausgebildet wurde, und weitere ehemalige Klosteranlagen. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie auf dieser Pilgerreise bislang gewonnen?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Wir konnten intensiv auf den Spuren Kilians, Kolonats und Totnans wandeln. Wir waren in Mullagh, dem Heimatort Kilians, und haben dort unter anderem die Ministerin für Kunst und Kulturerbe, den Bischof und zahlreiche Menschen aus dem Ort getroffen. Daran habe ich gemerkt: Was die Frankenapostel bei uns an Glauben grundgelegt haben, bringt heute Früchte, mehr als 1300 Jahre später. Hier wird eine Friedensbotschaft nicht nur ausgesprochen, sondern ist erlebbar. Die Freude, mit der wir aufgenommen und bewirtet wurden und mit der der örtliche Kirchenchor beim gemeinsamen Gottesdienst gesungen hat, haben mich sehr bewegt und gezeigt: Diese Botschaft lebt.

POW: Wie lassen sich diese Beziehungen nach Mullagh am besten vertiefen?

Bischof Hofmann: Wir sollten unbedingt diese Kontakte durch gegenseitige Besuche pflegen. Die Pilgergruppe, die jetzt unterwegs ist, macht die Erfahrung, dass diese Menschen offen und liebenswert sind, dass sie uns wertschätzen, dass sie uns mögen – und umgekehrt. Auch in Würzburg gibt es unterschiedliche Leute mit engeren Beziehungen nach Irland. Sie machen uns deutlich: Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Aufgrund einer solchen Gemeinschaft können wir für die Gesellschaft in beiden Ländern etwas Positives vorantreiben und füreinander da sein.

POW: Welche Gemeinsamkeiten zwischen der fränkischen und der irischen Mentalität gibt es?

Bischof Hofmann: Das ist schwer zu sagen, weil auch die irische Mentalität nicht so ohne weiteres einzuschätzen ist. Ich denke, die Iren haben einen mystischen Zug. Auch die Franken haben eine Volksfrömmigkeit, die in den Gebeten und Kirchenliedern etwas Ähnliches transportiert. Da gibt es sicher ein gegenseitiges inneres Verstehen auf dem Boden des Evangeliums.

POW: Sie feiern auf dieser Reise durch Irland täglich mit den Pilgern eine heilige Messe. Was unterscheidet sonst noch diese Form des Reisens von einer Individualfahrt hierher?

Bischof Hofmann: Wir haben durch die Gruppenreise die Möglichkeit, Orte aufzusuchen, die wir alleine nicht finden würden und die aufzusuchen alleine zu umständlich wäre. Wir waren an Stellen, an denen das Christentum in der Zeit des frühen Christentums im fünften Jahrhundert, aber auch zur Zeit von Kilian und seinen Gefährten im siebten Jahrhundert und in späterer Zeit greifbar war. Mitunter sind nur noch Ruinen zu finden, aber es sind sprechende Zeugnisse der jeweiligen Epoche. Man fühlt sich verbunden mit den Menschen, die in dieser Zeit das Evangelium verkündet und ihren Glauben gelebt haben.

POW: Leider musste die Fahrt ohne zwei Persönlichkeiten stattfinden, die gerne teilgenommen hätten, aber aus dringenden Gründen absagen mussten: Bischof John C. Ndimbo aus dem tansanischen Partnerbistum Mbinga und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, einen ausgewiesenen Irlandkenner. Welche Eindrücke werden Sie den beiden von Irland übermitteln?

Bischof Hofmann: Ich bin sehr traurig darüber, dass die beiden nicht mitkommen konnten. Bischof John musste ein tragisches Unglück in seiner Diözese erleben. Ein Kleinbus verunglückte und sieben Menschen starben. Ich würde ihm auf jeden Fall raten, nochmal den Versuch zu unternehmen, nach Irland zu fahren. Ich weiß zwar nicht, in welcher Konstellation, aber diese Glaubenserfahrung möchte ich ihm gönnen. Dr. Lenssen ist durch eine Krankheit verhindert. Er hat sehr viel an Vorbereitung investiert. Die Wahl der einzelnen Wallfahrtsorte haben wir seiner Kenntnis zu verdanken. Es ist schade, dass er nicht dabei sein kann, da er viel kunsthistorischen Sachverstand einbringen könnte. Ich denke, er wird diese Reise nachholen, sobald es ihm möglich ist.

POW: Zum Abschluss noch fünf kurze Stichworte mit der Bitte um einen kurzen Kommentar von Ihrer Seite. Regen in Irland …

Bischof Hofmann: Haben wir bislang noch kein einziges Mal erlebt. Wenn wir braungebrannt nach Würzburg zurückkehren, wird uns niemand glauben, dass wir in Irland waren.

POW: Schafe …

Bischof Hofmann: Gibt es in Menge. Wir haben uns sagen lassen, in Irland gibt es davon mehr als Menschen.

POW: Hochkreuze …

Bischof Hofmann: Eine Erfindung der Iren, die im Zusammenhang mit dem ägyptischen Mönchtum steht, und die uns heute noch so beeindruckt wie die Menschen damals.

POW: Ruinen …

Bischof Hofmann: Sie sind nicht einfach Baureste, sondern können uns an das Spirituelle einer vergangenen Zeit erinnern.

POW: Pilgern …

Bischof Hofmann: Aus diesem Gedanken ist Europa geboren. Wenn es sich nicht nur ökonomisch aufstellen will, ist es dringend aufgerufen, diesen Gedanken weiter zu fördern.

Interview: Markus Hauck (POW)

(2515/0587; E-Mail voraus)

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