Würzburg (POW) Für Bischof Dr. Friedhelm Hofmann war es eine doppelte Premiere: Erstmals stellte er in der Reihe „Mein besonderer Film“ am Sonntag, 2. Juni, im Central Programmkino einen Film vor, und erstmals war er – wie er sagte – „an einem Sonntag um 11 Uhr im Kino“. Ausgewählt hatte der Bischof den Spielfilm „Lourdes“ der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner. Warum – das wurde im Gespräch des Main-Post-Redakteurs Dr. Roland Flade mit Bischof Hofmann vor dem Film deutlich.
Das Staunen war nicht nur bei Flade groß, als der Bischof von über 110 Lourdes-Besuchen berichtete. „Ich kenne Lourdes wie meine Westentasche. Wer einmal dort gewesen ist, will wiederkommen“, erzählte der Bischof, der vor seinem Wechsel von Köln nach Würzburg viele Jahre Vorsitzender des Deutschen Lourdes-Vereins war. Bischof Hofmanns Motivation für den Besuch des französischen Wallfahrtsorts ist vor allem das große Gemeinschaftserlebnis von Jungen und Alten, von Menschen aller Nationalitäten, von Kranken und Gesunden. „Lourdes ist das Krankenhaus der Welt, aber hier kommen die Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Die Menschen tauchen in eine Gemeinschaft ein, die in der Liebe Gottes gründet.“
Nach den Worten von Bischof Hofmann sind zwischen 4000 und 5000 Heilungen in Lourdes registriert, knapp 70 sind als Wunder anerkannt. Die Kriterien für eine Anerkennung seien sehr streng: Der Krankheitsfall müsse ärztlich einwandfrei dokumentiert sein, die Heilung müsse in einem Augenblick geschehen und dann dauerhaft anhalten. Er selbst kenne Menschen, deren Heilung als Wunder anerkannt worden sei, erzählte der Bischof. Gleichzeitig wandte er sich gegen eine Wundersucht. Die Heilung sei ein Zeichen dafür, dass Gott den Kranken und Leidenden im Blick habe und nicht vergesse, und nicht dafür, dass Gott einen besonderen Menschen auswähle. „In Lourdes erfahren Kranke, dass sie nicht verlassen sind, sondern im Leiden Christi einen Halt haben.“
Krankheit, Hoffen auf ein Wunder, der Besuch in Lourdes, Heilung – all das wurde den rund 40 Kinobesuchern dann in der österreichisch-deutsch-französischen Koproduktion vor Augen geführt. Wenn auch so manche Szene des Spielfilms den Blick eher kühl und distanziert auf Lourdes lenkte oder dem Bischof die offiziellen Angebote der Kirche im Film etwas zu kurz kamen – zum Nachdenken dürfte er die Kinobesucher angeregt haben: Warum Krankheit und Leid? Warum ist gerade dieser Mensch so von Krankheit getroffen? Was bedeutet das Leid für einen Menschen? Trägt ein gläubiger Mensch die Krankheit leichter? Sind Wunder möglich?
bs (POW)
(2313/0596; E-Mail voraus)
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