Münsterschwarzach (POW) Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Abteikirche Münsterschwarzach haben die Benediktinermönche und mehrere hundert Gläubige das 100. Jubiläum der Wiederbesiedlung des Klosters und das 75. Jubiläum der Kirchweihe gefeiert. „Der heutige Festtag steht in einer langen Tradition und ruft uns zur Besinnung und zum tatkräftigen Glaubenszeugnis auf“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Den feierlichen Gottesdienst in der voll besetzten Klosterkirche zelebrierten unter anderem Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Weihbischof Heinrich Timmerevers vom Bischöflich Münsterschen Offizialat Vechta, Erzabt Wolfgang Öxler von Sankt Ottilien, Abtpräses Jeremias Schröder, der Münsterschwarzacher Abt Michael Reepen, dessen Vorgänger Fidelis Ruppert sowie die Äbte der von Münsterschwarzach gegründeten Klöster, unter anderem in Tansania und China, mit. Unter den Ehrengästen waren neben Landtagspräsidentin Barbara Stamm Albrecht Fürst zu Castell und Paul Graf von Schönborn, zahlreiche Landtags- und Kommunalpolitiker sowie Vertreterinnen zahlreicher Frauenorden und der evangelischen Communität Casteller Ring.
In seiner Predigt erinnerte Bischof Hofmann an das benediktinische Ideal „ora et labora“ („bete und arbeite“), das die Mönche im Blick gehabt hätten, die vor 100 Jahren vom Kloster Sankt Ludwig bei Wipfeld nach Münsterschwarzach umsiedelten. Das dortige Kloster mit der über 1000-jährigen Tradition war seit der Säkularisation im Jahr 1803 verwaist. „Als 1913 die Mönche nach Münsterschwarzach zurückkehrten, fanden sie ein verlottertes Klostergelände einer ehemals prächtigen barocken Klosteranlage vor. Selbst die bedeutende Klosterkirche, die Balthasar Neumann erbaut hatte, diente nach einem Blitzeinschlag und Brand im Jahr 1810 nur noch als Steinbruch.“ Die Rückkehrer hätten sich gleichermaßen auf die Rekultivierung ihres Domizils besonnen wie auf die Aufgaben der weltweiten Missionierung. „Am Vorabend des Ersten Weltkriegs, der gesellschaftliche Brüche und großes menschliches Elend zur Folge hatte, machten sie einen Neuanfang und ließen sich nicht durch politische Entwicklungen daran hindern, ihren Auftrag zu erfüllen“, betonte Bischof Hofmann.
Als Beispiel nannte er die Klosterkirche, die gebaut wurde, als der Nationalsozialismus bereits seinen dunklen Schatten warf. „Dieser Bau strahlte wie eine steingewordene Kundgebung des Missionsgedankens in die Landschaft aus.“ Der Termin der Weihe des von Professor Albert Boßlet entworfenen Gotteshauses am zweiten September-Sonntag im Jahr 1938 sei wohl gewählt gewesen: 1038 hatte Bischof Bruno an diesem Tag einen Gebetsraum zu Ehren des heiligen Benedikt geweiht, 1066 weihte Bischof Adalbero am Sonntag nach Mariä Geburt die große romanische Kirche von Münsterschwarzach. Am 13. September 1540 wurde die im Bauernkrieg schwer beschädigte Klosterkirche neu geweiht. Und nicht zuletzt am 8. September 1743 erteilte Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn der barocken Basilika den Segen. „War die 1938 gefeierte Kirchweihe in Münsterschwarzach eine öffentliche Provokation gegenüber den Machthabern, so müsste auch unsere Gedenkfeier ein heutiger Anruf an uns zur beherzten Nachfolge Jesu sein“, betonte der Bischof. Er lobte das Engagement der Benediktiner für die Bildung junger Menschen, in der Bildungs- und Betreuungsarbeit sowie als ökologischer Vorreiter. „Das hier gelebte Glaubenszeugnis ist für uns alle ein großer Schatz, für den ich heute besonders danken möchte.“
Landtagspräsidentin Barbara Stamm erklärte in ihrem Grußwort, alle Anwesenden wüssten gut, wofür die Klostergemeinschaft in Münsterschwarzach stehe. Viele von ihnen hätten ihre Kinder dem Egbert-Gymnasium anvertraut. „Rund um das Kloster laden vielfältige Angebote der Benediktiner dazu ein, die Seele zur Ruhe kommen zu lassen und die heilende Wirkung des Glaubens zu spüren.“ Die 1938 eingeweihte Abteikirche wirke von außen wie eine Burg, sei aber innen schlicht. „Hier bekommt man eine Ahnung von der Größe Gottes und verspürt die Einladung, im Gebet zu verweilen.“ Als Politikerin sei sie dankbar dafür, dass die Mönche von Münsterschwarzach sich besonders für die Bildung und die junge Generation einsetzten – und das auf der Basis des christlichen Menschenbilds. Das Kloster sei fest in der politischen Gemeinde und dem Landkreis verwurzelt. Das macht laut Stamm deutlich, dass Christen in Verantwortung die Zukunft mitgestalteten.
mh (POW)
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