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„Es gibt kein größeres Geschenk“

Interview mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zur Bedeutung der Eucharistie und zum Eucharistischen Kongress in Köln – Glaubensfest vom 5. bis 9. Juni – „Ich erhoffe mir eine begeisternde Freude am Glauben insgesamt“

Würzburg/Köln (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann wird vom 5. bis 9. Juni am Eucharistischen Kongress in Köln teilnehmen. Er hält mehrere Katechesen, zelebriert heilige Messen, feiert bei einem Festakt das 50. Jubiläum der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils mit und ist Gast beim Workshop „Kunst und Liturgie“ in der Kölner Pfarrei Sankt Johannes Baptist. Das Glaubensfest steht unter dem Leitwort „Herr, zu wem sollen wir gehen?“. Mehrere Gruppen aus dem Bistum Würzburg werden teilnehmen. In folgendem Interview blickt Bischof Hofmann auf die Tage in Köln.

POW: Herr Bischof, Sie nehmen von der Eröffnung bis zum Abschlussgottesdienst am Eucharistischen Kongress in Köln teil. Welche Bedeutung hat dieses Treffen für Sie?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Christus ist unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein auch heute in unserer Welt gegenwärtig. Der Eucharistische Kongress will nicht nur diese Leben spendende Wirklichkeit reflektieren, sondern in vielen Gottesdiensten erlebbar machen. Ich war schon vom 10. bis 17. Juni 2012 auf dem Internationalen Eucharistischen Weltkongress in Dublin und habe erleben dürfen, wie die Freude über die eucharistische Gegenwart Jesu unter uns die Menschen aufgebaut und untereinander vernetzt hat. Das brauchen wir heute besonders dringlich.

POW: Wie überzeugen Sie Katholiken, an dem Kongress teilzunehmen?

Bischof Hofmann: Alle Menschen wollen das Leben in Fülle. Alle vordergründigen Versuche, das Leben in vollen Zügen zu genießen, scheitern, wenn das Leben nur auf die wenigen irdischen Lebensjahre eingeschränkt wird. Unser Lebenshunger ist innerweltlich nicht zu stillen. In und mit der Eucharistie überschreiten wir schon jetzt die geschöpflichen Grenzen und wagen uns in das eigentliche Dasein vor. Ich lade die Gläubigen ein, sich dieser Wirklichkeit zu stellen und sich darin auf dem Kongress stärken zu lassen.

POW: Auf Ihrem Programm stehen mehrere Katechesen. Welche zentrale Botschaft wollen Sie vermitteln?

Bischof Hofmann: Ich möchte den jungen und alten Zuhörern gleichermaßen vermitteln, dass Christus real unter den eucharistischen Zeichen von Brot und Wein gegenwärtig ist und uns ein Leben in Fülle ermöglicht. Es gibt kein größeres Geschenk, als dass Gott sich uns zur Speise gibt und sich mit uns in der heiligen Kommunion verbindet.

POW: Sie nehmen am Workshop „Kunst und Liturgie“ teil. Wie wichtig ist die Kunst für die Liturgie?

Bischof Hofmann: Vorweg möchte ich sagen, dass Liturgie auch unter primitivsten Umständen gefeiert werden kann. Dennoch gehört Kunst auch selbstverständlich zur Feier der Liturgie, die ja selbst schon in sich eine künstlerisch wertvolle Form der Feier sein soll. Wir sprechen von der „ars celebrandi“ und meinen damit auch ein würdevolles, ja kunstvolles Feiern des Gottesdienstes. Wenn Gott selbst sich uns in der Liturgie zuwendet, müssen wir dann nicht auch die Höchstform unserer Antwort suchen? Geschieht das nicht erst recht in der Kunst? Kunstwerke, die von Gott künden, haben ihren Raum in der Kirche. Denn sie vermögen auf eine ihnen genuine Weise von Gott zu sprechen und ihn zu loben.

POW: Beim Kongress gibt es einen Festakt zum 50. Jubiläum der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils. Was schätzen Sie besonders an diesem Konzilsdokument?

Bischof Hofmann: Diese Konstitution führt im Grunde die Liturgische Bewegung des 20. Jahrhunderts weiter und initiiert eine Liturgiereform des römischen Ritus. Die Volkssprachen werden prinzipiell als liturgische Sprache zugelassen, und die Kelchkommunion wird erlaubt. Dem Wort Gottes wird ein größeres Gewicht beigemessen und den Ortskirchen im Blick auf die Inkulturation des Glaubens größere Eigenständigkeit zugestanden.

POW: Wie kann die Eucharistie heutigen Menschen nahegebracht werden?

Bischof Hofmann: Zum einen sollte mit aller Klarheit die reale Gegenwart Christi in den eucharistischen Gestalten erklärt werden. Der Zusammenhang von Kreuzestod und Abendmahlsgeschehen mit Auftrag und Bevollmächtigung zur heutigen Feier durch Jesus Christus muss entfaltet werden. Da dies aber letztlich unerklärbar bleibt, sind die Zeugnisse von Frauen und Männern einzubeziehen, die aus der Kraft der Eucharistie gelebt haben. Ich denke dabei zum Beispiel an Franziskus, Thomas von Aquin, Niklaus von Flüe, Edith Stein und viele andere.

POW: Der Kongress ist Teil des Gesprächsprozesses in der Kirche in Deutschland. Wie und was kann er zum Dialog beitragen?

Bischof Hofmann: Der sich über drei Jahre hinziehende Gesprächsprozess kann nur dann von wirklichem Erfolg gekrönt sein, wenn er die Basis und Mitte unseres Glaubens als Ausgangspunkt und Ziel im Auge behält. Die eucharistische Gegenwart Jesu Christi darf nicht nur intellektuell beleuchtet werden, sondern muss vielmehr mit dem Herzen wahrgenommen werden. Von daher ist die Hinführung zur lebendigen Begegnung mit dem gegenwärtigen Herrn auch eine große Chance für einen gelingenden Gesprächsprozess.

POW: Welche Impulse können vom Eucharistischen Kongress ausgehen – für die Kirche in Deutschland, aber auch für das Bistum Würzburg?

Bischof Hofmann: Ich erhoffe mir eine begeisternde Freude am Glauben insgesamt. Dann wünsche ich, dass alle Kongressteilnehmer eine tiefere Erfahrung des uns nahe kommenden Herrn machen in der Anbetung, in der Lossprechung innerhalb des Bußsakramentes, im Empfang der heiligen Kommunion und in der Stärkung der Gemeinschaft. Es könnte ein starker Impuls ausgehen, sich mit dem großen Geschenk der Eucharistie zu beschäftigen, nach weiteren Möglichkeiten zur eucharistischen Anbetung zu suchen, wieder verstärkt eucharistische Andachten zu pflegen und Anstrengungen zu unternehmen, die Kirchen tagsüber für das private Gebet offen zu halten.

In unserem Bistum Würzburg gibt es dankenswerterweise die Form der Ewigen Anbetung und in einzelnen Kirchen auch die ganztägige Anbetung des eucharistischen Herrn – zum Beispiel direkt neben dem Würzburger Dom im Neumünster. Vielleicht lassen sich dann aber auch noch in größeren Städten zu den schon bestehenden Möglichkeiten noch weitere finden. Ich wünsche mir auch viele Katechesen und Predigten zur Eucharistie, den Austausch persönlicher Erfahrungen mit der Eucharistie und Wege, jungen Menschen dieses Geschenk zu erschließen.

POW: Worauf freuen Sie sich am meisten beim Blick auf die Tage in Köln?

Bischof Hofmann: Ich bin mit den dortigen Menschen, dem Dom und den romanischen Kirchen sehr verbunden. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit vielen Bekannten und vor allem mit den Würzburgern in meiner Geburts- und Heimatstadt. Ich schaue voll Freude auf die Begegnung mit vielen jungen und alten Menschen und das damit verbundene Gemeinschaftserlebnis. „Wer glaubt ist nie allein“, sagte einmal Papst Benedikt XVI. Die vielen Möglichkeiten, in Köln zusammen mit dem eucharistischen Herrn einander zu begegnen, stimmen mich froh.

Hinweis: Eine Pilgerfahrt für Senioren zum Eucharistischen Kongress bietet das Katholische Senioren-Forum Diözese Würzburg vom 5. bis 7. Juni an. Weitere Informationen unter Telefon 0931/38665251, E‑Mail seniorenforum@bistum-wuerzburg.de.

Interview: bs (POW)

(2013/0520; E-Mail voraus)

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