Würzburg (POW) Mit der feierlichen Prozession am Palmsonntag, 10. April, hat Bischof Dr. Franz Jung in Würzburg die Heilige Woche eröffnet. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause konnte dieser besondere Gottesdienst wieder in der ursprünglichen Form gefeiert werden. Die Feier im Kiliansdom wurde live auf Bibel TV, TV Mainfranken sowie im Internet übertragen. „,Wenn sie schweigen, dann werden die Steine schreien', sagt Jesus beim Einzug in Jerusalem, als Umstehende Kindern den Lobgesang verbieten wollen. Wir sehen in den Nachrichten aktuell die schreienden Steine der zerstörten Krankenhäuser, Städte und Infrastruktur“, sagte der Bischof. Diese Schreie entstünden dort, wo der Halleluja-Ruf auf Gott, den König, verstumme. Jesus komme friedfertig auf einem Esel daher, nicht mit Panzern und Raketen. „Ein Reich, das auf Gewalt und Terror aufbaut, kann nicht den Frieden bringen.“
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Der Palmsonntag bildet den Auftakt der Heiligen Woche, mit dem Osterfest als Höhepunkt des Kirchenjahrs. In den Pfarreiengemeinschaften und Einzelpfarreien des Bistums Würzburg gedachten die Gläubigen mit Prozessionen des Einzugs Jesu in Jerusalem. Vielerorts begleiteten Kindergartenkinder mit bunt geschmückten Palmbuschen und die diesjährigen Kommunionkinder die Prozessionen.
Nach der Palmweihe in der Würzburger Marienkapelle zog der Bischof mit Dompropst Weihbischof Ulrich Boom, Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann, Mitgliedern des Domkapitels und zahlreichen Gläubigen zum Kiliansdom, wo er das Pontifikalamt zelebrierte. Im Gottesdienst wurde das Leiden und Sterben Jesu nach Lukas verlesen. Die Würzburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Christian Schmid gestalteten die Feier mit „Gesängen zum Palmsonntag“ von Franz Schubert, Auszügen aus der „Missa octavi toni“ von Orlando di Lasso und „O bone Jesu“ von Marco Antonio Ignegneri.
„Ans Kreuz muss jeder von uns; aber wir können uns aussuchen, ob wir links oder rechts vom Herrn hängen wollen“, betonte Bischof Jung in seiner Predigt. Der Mann, der rechts von Jesus starb, sei der Einzige, der auf Golgotha nicht in den Chor aus Spott und Hohn gegen Jesus einstimme. Dieser Mann weise den Schächer zur Linken zurecht. Er erkläre, dass Jesus nichts Todeswürdiges verbrochen habe, sondern lediglich Opfer übler Machenschaften sei. Nur die beiden Verbrecher links und rechts neben diesem bekämen ihren gerechten Lohn. Der Schächer auf Jesu rechter Seite glaube fest daran, dass Jesus als der Gerechte nicht vom Tod besiegt werden könne. „Er glaubt daran, dass der Heilige nicht vom Unheiligen besiegt werden kann.“
Ebenso stehe der rechte Schächer für den Glauben, dass es eine Liebe gibt, die über den Tod hinausreicht. Er glaube an das Reich Gottes und die größere Gerechtigkeit, die denen zuteilwerde, die sich danach sehnen, die Gott vertrauen und umkehren wollen. Mit seinem Wort „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ spreche Jesus den Mann los von all seiner Schuld, erklärte der Bischof. „So geschieht das Wunder: Der erste, der mit Christus in den Himmel kommt, ist kein gerechter, sondern der reuige Sünder.“ Jesus sei bei den Gottverlassenen, um ihnen die erlösende Nähe Gottes zu schenken, die harte Herzen weich mache und zur Umkehr einlade. „Bis zum letzten Augenblick hat der Mensch die Freiheit, sich für oder gegen Gott zu entscheiden“, sagte Bischof Jung.
Die Liturgie des Palmsonntags erinnert an den Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem. Zum Zeichen seines Königtums streute ihm das Volk Palmzweige und jubelte. Da in Mittel- und Nordeuropa keine Palmen wachsen, ersetzte man diese durch Palmkätzchen oder andere Zweige. Mit gesegneten Palmkätzchenzweigen ziehen die Gläubigen zum Gotteshaus und nehmen sie nach der Messe mit nach Hause. Daheim werden sie in den sogenannten Herrgottswinkel gestellt oder am Kruzifix und an Heiligenbildern befestigt. Die Kollekte am Palmsonntag ist für das Heilige Land bestimmt.
Am Montag, 11. April, feiert Bischof Jung um 17.30 Uhr im Kiliansdom die „Missa chrismatis“, die Weihe der heiligen Öle.
mh (POW)
(1522/0429; E-Mail voraus)
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