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„Für Christus begeistern“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der heiligen Messe am Todestag von Bischof Dr. Josef Stangl am 8. April 2013 im Würzburger Kiliansdom

Verehrte Mitbrüder im Bischofs-, Priester- und Diakonendienst, liebe Angehörige unseres verstorbenen Bischofs Josef Stangl, liebe Schwestern und Brüder,

die heutige heilige Messe am Todestag von Bischof Josef Stangl fällt in diesem Jahr mit dem Hochfest der Verkündigung des Herrn zusammen. Durch die Verlegung dieses Hochfestes aus der diesjährigen Karwoche auf den heutigen Tag ergibt sich die Möglichkeit einer anderen Sicht auf unseren guten Bischof Josef.

Er hatte sein Hirtenamt unter den Leitspruch gestellt: Domino plebem perfectam – dem Herrn ein bereites Volk. Genau das wollte unser Herr mit seiner Menschwerdung aus der Jungfrau Maria: sich ein bereites Volk erwerben.

Bei allen Versuchen der Menschen, sich in den unterschiedlichsten Epochen Gott zu nähern, ist der Gedanke der Menschwerdung Gottes eigentlich außen vor geblieben. Gott, den Ewigen, Allmächtigen, Unsichtbaren und letztlich auch Unnahbaren sich als kleines, hilfloses Kind vorzustellen, erfordert auch von uns einen innerlichen Salto mortale.

Gott, der das Weltall erschaffen hat – und gleichsam in seinen Händen hält –, nähert sich dem Menschen auf eine so verletzliche und risikoreiche Weise?

Die frommen Juden erwarten bis heute den kommenden Messias in einer alle Menschen überwältigenden Weise. Auch wir sprechen von der Wiederkunft Christi als von einem Kommen in Herrlichkeit: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben" (Offb 1,7) schreibt Johannes in der Geheimen Offenbarung. Das meint nichts anderes, als beeindruckend sichtbar für alle Menschen!

Doch Gott wählt bei seinem ersten Kommen diesen unscheinbaren, von kaum einem Menschen zu erkennenden Weg in der Abgeschiedenheit und Bedeutungslosigkeit von Nazareth. Gott fragt an. Er befiehlt nicht. Er erwartet das freiwillige „Ja". Was wäre gewesen, wenn Maria sich verweigert hätte? – Sie hat sich nicht verweigert. So konnte dieser atemberaubende Weg Gottes in unsere Geschöpflichkeit vonstattengehen.

Auf dem nördlichen Seitenportal unserer Marienkapelle am Marktplatz ist diese ungewöhnliche Empfängnisszene Jesu dargestellt. Wohl kaum ein Stadtführer lässt einen Gang zu diesem Portal aus. Oft sieht man ungläubiges Staunen oder schmunzelndes Lächeln wegen dieser so ungewöhnlichen Darstellung: Das Jesuskind rutscht über den Wortstrahl aus dem Munde Gott Vaters in das offene Ohr Mariens. Sicherlich hat der Künstler an den Satz aus dem Glaubensbekenntnis gedacht: Und das Wort ist Fleisch geworden. Christus als das Wort Gottes, vor aller Zeit aus dem Vater geboren, gezeugt, nicht geschaffen, senkt sich in den Leib der Jungfrau, um aus ihr Fleisch anzunehmen, das heißt doch, Mensch zu werden.

Der kleine Schoß Mariens wird die Geburtsgrotte des Wortes des allmächtigen Gottes. Sie war bereit für dieses unfassbare Wunder. Sie war und blieb sündenlos. Sie war und blieb Jungfrau für Gott. Sie wurde so – wie wir glaubend bekennen – zur Mutter Gottes.

Bischof Josef glaubte und bekannte dieses Geheimnis nicht nur in Worten, sondern auch durch sein Leben. Ob als Kaplan, als Religionslehrer, Jugendseelsorger oder als Leiter des Seelsorgeamtes und schließlich als Regens des Priesterseminars – immer mühte er sich darum, die Menschen auf Gott hin zu öffnen und für Christus zu begeistern.

Er selbst lebte diese glaubende Offenheit.

Wie Maria, so war auch er auf Christus ausgerichtet. Im Rosenkranzgebet verband er sich mit Maria in der Ausrichtung auf Christus. Ihm wollte er in seinem ganzen Leben nachfolgen – auch als 86. Bischof von Würzburg.

So traf man ihn fast wöchentlich auf dem Kreuzweg zum Käppele, wohin er die Sorgen um das Bistum hinauftrug. Und Sorgen und Prüfungen hatte er genug zu tragen. Dem Herrn ein bereites Volk anzuvertrauen, war seine Maxime.

Aber auch viele Höhepunkte durfte er erleben: Seine Bischofsweihe, die Vollendung des Wiederaufbaus unseres Sankt Kiliansdomes, das Zweite Vatikanische Konzil und die Seligsprechung des Martyrerpriesters Liborius Wagner – um nur einiges zu nennen.

In den Exequien für Bischof Josef charakterisierte ihn der damalige Kardinal Ratzinger und jetzige emeritierte Papst Benedikt XVI.: „Er war kein Mann des Schreibtischs, sondern ein Mann der menschlichen Nähe, der seine Diözese vor allem durch das Beispiel seines Glaubens und durch seine große, überzeugende Güte gelenkt hat, der sich eigentlich niemand entziehen konnte, der ihm begegnet ist." (In memoriam Dr. Josef Stangl Bischof von Würzburg. Echter 1979, 4)

Das war seine große Begabung: Frömmigkeit, Güte und Menschenfreundlichkeit. Weihbischof Alfons Kempf drückte dies beim Requiem in Schweinfurt (anlässlich der Überführung seines Leichnams am 9. April 1979) so aus: „Wir alle kennen und lieben ihn ob seiner gütigen und freundlichen Menschlichkeit, der herzlichen Art des Verstehens für jedermann, seiner tiefen, gottinnigen Frömmigkeit, der Treue zur Berufung und dem hingebenden Eifer in seinem priesterlichen und bischöflichen Dienen." (Ebd. 6)

Mit Blick auf die Gottesmutter, die Bischof Josef sehr verehrte, wollte er – wie sie – offen sein für den Willen Gottes. Sein ganzes seelsorgliches Bemühen zielte darauf hin, dem Herrn ein bereites Volk zu übergeben.

Möge er nun für unser Bistum als Fürsprecher im Himmel eintreten. Amen.