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Gott, Genie und Kunst

Gespräch zwischen Professor Markus Lüpertz und Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im Schweinfurter Museum Georg Schäfer – Erste von bayernweit sieben Veranstaltungen zum 60. Jubiläum der Katholischen Akademie in Bayern

Schweinfurt (POW) Kurzweilig und tiefsinnig, bisweilen auch kontrovers: So haben sich am Montagabend, 3. April, der Kunstkenner und promovierte Kunsthistoriker Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und der Maler, Grafiker und Bildhauer Professor Markus Lüpertz im Schweinfurter Museum Georg Schäfer über das Thema „Kirche und Kunst“ ausgetauscht. Das von Akademiedirektor Dr. Florian Schuller geleitete Podiumsgespräch war die erste einer Reihe von insgesamt sieben Veranstaltungen der Katholischen Akademie in Bayern aus Anlass des 60. Jubiläums der gemeinsamen Bildungseinrichtung der bayerischen Bistümer.

Bischof Hofmann bezeichnete die Künstler als „Seismografen der Zeit. Sie sind Propheten, davon bin ich überzeugt.“ Nicht umsonst seien bereits die ersten Zeugnisse künstlerischen Schaffens wie die Höhlenmalereien von Alta Mira oder die Felszeichnungen von Ayers Rock im Raum des Glaubens entstanden. Und auch heute werde im künstlerischen Schaffen deutlich, dass es immer um mehr gehe als das, was oberflächlich sichtbar sei. „Das verbindet den Priester mit dem Künstler.“

Der Begriff des Künstlers sei inzwischen schon beinahe inflationär anzutreffen, lautete eine der vielen ganz eigenen und zumeist humorigen Ansichten von Lüpertz. „Peter Kraus ist ja auch Künstler.“ Er hingegen verstehe sich als Maler. Dieser Beruf sei eine schwierige Existenz, denn als Maler sei er nie zufrieden. „Sie jagen immer etwas hinterher, das sie nie erreichen: Vollendung.“ Aber wichtig sei das Schaffen dennoch. Wer vor einem Gemälde stehe, sehe die Welt neu. „Wenn Sie eine gemalte Frau gesehen haben, müssten Sie mit dem zufrieden sein, was sie zuhause sehen.“

Deutlich wurde im Gespräch, dass sowohl der Bischof als auch Lüpertz echte Überzeugungstäter sind. „Als Kind hat mich der Satz berührt, dass wir alle berufen sind, heilig zu werden. Nicht in dem Sinn, dass ich mich selbst auf ein Podest stellen wollte. Aber als Ziel für das eigene Leben“, sagte Bischof Hofmann. Beim Predigen wisse er, dass er die ganz Großen wie Augustinus in Form und Inhalt nie erreichen könne. Das mache im positiven Sinn demütig. „Die Schöpfung ist durchgeistigt von Gott. Man wird innerlich wach dafür durch die Kunst.“

Als „Königsdisziplin der Kunst“ bezeichnete Lüpertz die Malerei. Und in diesem Metier arbeite sich jeder an Größen wie Michelangelo oder Rembrandt ab. Deswegen kämen auf ein Bild, das ausgestellt werde, zehn, die aus ganz unterschiedlichen Gründen nichts geworden seien. Wobei auch dann noch viel im Auge des Betrachters liege. „Wenn mir bei einer Ausstellung jemand sagt, ihm gefalle alles, werde ich nervös“, betonte Lüpertz. „Man lobt nur, wenn man jemand zum Schweigen bringen will.“

Mit Eigenlob hatte Lüpertz an dem Abend aber offensichtlich keine Schwierigkeiten. „Ich habe ein Leben lang mit dem Wissen gelebt, dass ich ein Genie bin. Wenn ich das nicht hätte, könnte ich nicht arbeiten.“ Jede Form der bildenden Kunst schaffe einen ganz eigenen Raum. „In der Kunst vergeht keine Zeit.“ Deswegen sprächen auch historische Werke noch heute so viele Menschen an. Das, was oft als Stil bezeichnet werde, auch bei international renommierten Künstlern wie Gerhard Richter, sei in Wirklichkeit eine Form des Dilettantismus beim jeweiligen Maler. „Ich dagegen habe eine Handschrift.“

Bischof Hofmann brach eine Lanze für Richter, der unter anderem ein Glasfenster im Kölner Dom als farbiges Mosaik gestaltete. Der so entstandene Farbfluss habe eine „offene Wunde“ in der Kathedrale geschlossen. „Richter ist auf der Suche nach der Wirklichkeit, weiß aber, dass das nicht möglich ist. Denn was wir sehen, ist immer nur Schein.“ Lüpertz lapidarer Kommentar: „Geschickt war er immer. Er ist halt Sachse.“ Er selbst habe für seine Glasfenster in der Kölner Kirche Sankt Andreas einen ganz anderen Ansatz verwandt: Statt mit moderner Klebetechnik („Dafür kriegen Sie gerade mal 20 Jahre Garantie“) und Abstraktion wie Richter habe er sich mit der Technik von Bleiverglasung und Schwarzlot auseinandergesetzt, in der im 11. Jahrhundert die in seinen Augen bis heute schönsten Glasfenster gefertigt wurden. „Ich lasse die jeweilige Kunst leben, wie sie ist, und stelle mich dem Vergleich.“ Es gebe schließlich nichts Neues, sondern lediglich neue Künstler.

Nach Ansicht von Bischof Hofmann passe alles an Kunst in ein Gotteshaus, was letztlich der Verehrung Gottes diene. „Wir dürfen nicht den Künstler verzwecken, aber letztlich muss das Schaffen integrierbar sein.“ Eindeutige Grenzen gebe es nicht, auch nicht, wenn es um die Frage gehe, wo Blasphemie in der Kunst beginne, obwohl für ihn klar sei: „Eine Verhöhnung Gottes hat keinen Platz“, betonte der Bischof. Der Katholik Lüpertz, der an seiner Kirche nach eigenem Bekunden vor allem die Mystik schätzt, betonte, das Problem stelle sich für einen verantwortungsvollen Künstler nicht: „Ob etwas blasphemisch ist, ist zudem immer auch eine Frage des geistigen Status der jeweiligen Zeit. Wir haben heute tolerante und weltoffene Kirchenmänner.“

Zur Person: Markus Lüpertz

Markus Lüpertz, Jahrgang 1941, war von 1988 bis 2009 Rektor an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Der Maler, Grafiker und Bildhauer zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart. Lüpertz lebt und arbeitet in Berlin, Karlsruhe, Düsseldorf und Florenz. Sein Atelier hat er in Teltow. Typisch für seine Werke sind vor allem die suggestive Kraft und ihre archaische Monumentalität. Viele seiner Werke werden dem Neoexpressionismus zugeschrieben. In der Öffentlichkeit tritt er als exzentrischer Künstler auf, der seinen eigenen Geniekult betreibt. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder. Lüpertz konvertierte zum katholischen Glauben. Neben seiner Tätigkeit als Maler und Bildhauer widmet sich der Künstler dem Free Jazz, unter anderem am Klavier. Gelegentlich gibt er Konzerte zusammen mit professionellen Musikern. Zudem gibt Lüpertz die von ihm gegründete Kunst- und Literaturzeitschrift „Frau und Hund“ heraus, in der er auch eigene Lyrik und Prosatexte veröffentlicht. (Quelle: Wikipedia) 

mh (POW)

(1417/0391; E-Mail voraus)

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