Würzburg (POW) Seit 2008 unterstützt „Junge Eltern und Berufsausbildung (JEB)“ bei der Vereinbarkeit von Kind und Ausbildung – „und das in jeder Phase und bei jedem in den für die Vereinbarkeit von Kind und Ausbildung relevanten Thema“. So beschreibt Bernadette Dick das nach wie vor noch wenig bekannte Beratungsangebot beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Würzburg. Schwerpunktmäßig werden hier Eltern in Erziehungsverantwortung unterstützt, die sich für ein Kind entschieden und noch keinerlei Ausbildung gemacht haben. „Hier setzen wir an“, erklärt Dick. Aber auch Klientinnen, die beispielsweise während ihrer Ausbildung schwanger werden und dazu Fragen haben, seien jederzeit herzlich willkommen, fügt sie hinzu.
Dass junge Mütter und Väter ohne Berufsausbildung oftmals Unterstützung benötigen, bestätigen auch offizielle Zahlen, erklärt Anna E. Thieser. Sie ist Bereichsleiterin im SkF und als Referentin für den Fachbereich der Schwangerschaftsberatung tätig. „Von den über 1000 Ratsuchenden, die Jahr für Jahr die Schwangerschaftsberatung im SkF Würzburg aufsuchen, haben rund 50 Prozent keine Berufsausbildung. Das spiegelt sich genauso in den Landes- und Bundesstatistiken. Es zeigt, dass Elternsein und Berufsausbildung schwer zu überwindende Hürden mit sich bringen. Das ist erschreckend“, bemängelt sie.
JEB greife den jungen Eltern unter die Arme. Ziel sei es, dass sich Mütter und Väter in ihrer Situation nicht davor scheuen, eine Berufsausbildung zu beginnen und dass sie erkennen, dass sich Elternschaft und Ausbildung sowie die sich anschließende Ausübung des erlernten Berufs realisieren lassen, sagt Dick. Bereichsleiterin Thieser ergänzt: „Leider sind junge Frauen manchmal sehr verunsichert, wenn sie noch keine Berufsausbildung begonnen beziehungsweise abgeschlossen haben und ein Kind erwarten. Sie fragen sich dann oft: Habe ich eine Chance, als Mutter jetzt noch einen Ausbildungsplatz zu finden?“ Hier müsse man ansetzen, zeige doch die Erfahrung von JEB, dass Mütter und Väter mit ihrer Motivation und ihren Kompetenzen „goldwert“ für den Ausbildungsbetrieb und den späteren Beruf sein können.
„Inhaltlich geht es bei JEB um all die Themen, die nötig sind, damit die Vereinbarkeit von Ausbildung und Kind gelingen kann“, berichtet Dick über ihr Herzensprojekt. Das seien ganz „nüchterne“ Dinge wie die Unterstützung bei der Berufsorientierung oder in großem Maße Fragen zur Kinderbetreuung. Wichtige Punkte seien auch die Existenzsicherung und die Selbstwertstärkung der jungen Frauen und Männer sowie das Thema Teilzeitausbildung, weiß die erfahrene Diplom-Sozialpädagogin. Schon früh hätten die JEB-Verantwortlichen erkannt, dass dieses Ausbildungsmodell eine echte Alternative sein könne. „Bereits seit unseren Anfängen im Jahr 2008 setzen wir uns verstärkt für die Möglichkeit ein, eine Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren“, sagt Dick. Man sei sehr froh darüber, dass sich in diesem Bereich über die Jahre hinweg viel zum Positiven verändert habe.
Neben der Unterstützung der jungen Eltern hat JEB-Beraterin Dick auch für die Ausbildungsbetriebe ein offenes Ohr. „Wir treten gerne mit diesen in den Kontakt und informieren beispielsweise darüber auf, was es mit einer Teilzeitausbildung auf sich hat“, sagt sie. Sie würde sich darüber freuen, wenn noch mehr Betriebe über das Angebot einer Teilzeitausbildung nachdenken und auch aus eigenem Antrieb auf die Beratungsstelle zukommen würden. Grundsätzlich bestehe diese Möglichkeit in jeder dualen Ausbildung. Und gerade in Zeiten des Fachkräftemangels könne diese Option eine echte Chance für junge Auszubildende und auch Ausbildungsbetriebe sein, sagt Dick.
Für die Zukunft wünschen sich die beiden Diplom-Sozialpädagoginnen des SkF vor allem eines: „Eine vermehrte Bewusstseinsbildung für das Thema wäre sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf politischer Ebene wünschenswert.“
Nähere Informationen im Internet unter https://www.skf-wue.de/einrichtungen/jeb-junge-eltern-und-beruf/einrichtung.html.
ts (Caritas)
(44 Zeilen/2923/0805; E-Mail voraus)
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