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In Leben und Sendung Christi hineingenommen

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Priesterweihe im Würzburger Kiliansdom am Pfingstsamstag, 18. Mai 2013


Liebe Schwestern und Brüder,

welche Freude – heute werden in unserem renovierten Dom drei Diakone zu Priestern geweiht. Es geschieht wieder am Pfingstsamstag im Blick auf den Heiligen Geist. „Treuhänder eines Anderen“ hat Kurt Kardinal Koch einmal die Priester bezeichnet.In einer Zeit, in der die priesterliche Identität offensichtlich durch eine permanent geführte Amtsdiskussion mit unterschiedlichen ‚Priesterbildern’ und ebenso durch den vorhandenen Priestermangel noch verschärft in eine Krise geraten zu sein scheint, wird der heutige Tag zu einem signifikanten Ereignis.

Es bleibt die Herausforderung zu einer erneuerten Identitätsbestimmung, die das sakramental geweihte Amt in der Kirche in den Blick nimmt und das Besondere dieses Amtes herausstellt ohne damit die Notwendigkeit und Bedeutung eines jeden Getauften zu mindern.

In einem Brief der deutschen Bischöfe an die Priester vom vergangenem September heißt es: „Durch die Taufe sind alle Christen sakramental in das Leben und die Sendung Jesu Christi hineingenommen und haben auf ihre Weise Anteil am Priestertum Christi. Deswegen ist keiner nur Objekt der kirchlichen Pastoral, alle Getauften sind auch Subjekt in der Kirche und tragen füreinander Verantwortung.“ Auf diesem Verständnis aufbauend gilt dennoch, dass – wie Lumen Gentium sagt – der Priester in das Priestertum Jesu hineingenommen wird und sich dem Wesen nach von der gemeinsamen Teilhabe aller Gläubigen am Priestertum Jesu unterscheidet.

Wagen wir jetzt, zumal im Jahr des Glaubens, einen kleinen Einblick in das unfassbare Geschenk des Priestertums. Die Frage nach dem Amt bringt die Frage nach dem Selbstverständnis der Kirche mit sich. Das Zweite Vatikanische Konzil stellte die Kirche als „eine einzige komplexe Wirklichkeit“ dar, „die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst“. Dabei ist es ganz wichtig zu verstehen, dass die Kirche einen göttlichen und einen weltlichen Charakter besitzt. Sie nimmt somit an zwei Welten teil. Kardinal Koch: „Wie beispielsweise in der Feier der Eucharistie Brot und Wein die sichtbaren Zeichen und Symbole für den gegenwärtigen Christus und die Hingabe seines Leibes und Blutes sind, so ist die sichtbare Gestalt der Kirche das äußere Zeichen und Werkzeug des inneren Geheimnisses der Kirche, so dass Gehalt und Gestalt der Kirche als untrennbare und symbolisch-sakramentale Einheit erscheinen.“

Das Amt des Priesters ist aus „der Beziehung des Apostelamtes zu Jesus und - in der Folge - (aus) seiner Sendung“ zu entschlüsseln. Jesus ist selbst Gesandter des Vaters und damit der Apostel schlechthin. In der Berufung der Apostel gibt er das weiter, was er selbst seinem Wesen nach ist. So wie er „Gesandter des Vaters ist, so ist der Apostel Gesandter Jesu Christi.“ Das Apostelamt ist der eigentliche Maßstab des Priesteramtes. Es trägt die Verkündigung des Evangeliums der Versöhnung als permanenten Auftrag in sich. Und deshalb gilt das uneingeschränkt auch für den Priester von heute.

Der Priester ist in das Presbyterium hineingeweiht und dort verortet. Er ist darin zugleich Hirte der Kirche und trägt daher Verantwortung für die Kirche Gottes, die letztlich selbst aus dem Erlösungsopfer Christi geboren ist und davon getragen wird. Deshalb ist auch der Geist Gottes die bleibende, Leben spendende  Kraft, die den Priester zum Boten und Werkzeug Gottes macht. So verdichtet und konkretisiert sich im Priester die Grundsakramentalität der Kirche. Hierin können wir den tiefsten Grund der sakramentalen Sendung des Priesters finden. Und deswegen muss auch „der Priester…in seinem Reden und Handeln … durchsichtig sein für das Handeln Christi in seiner Kirche“.  

Zu unserem Verständnis des Priesteramtes, das das Zweite Vatikanische Konzil ausgefächert hat, gehört als Voraussetzung – erstens – die apostolische Sukzession, - zweitens – die aus der Sakramentalität begründete und abgeleitete hierarchische Struktur und – drittens – die vom Geist Gottes her gewirkte Glaubensgemeinschaft „in persona Christi“ zu repräsentieren. Letztlich ergeben sich aus der Christusrepräsentation die drei Dienste der Verkündigung, der Heiligung und der Leitung.

Liebe Schwestern und Brüder,

dieser kurze Streifzug durch unser Verständnis vom Priestertum birgt und entbirgt das Geheimnis, das sich in der jetzigen Priesterweihe vollzieht. Drei junge Männer, Alexander Berger aus Aschaffenburg, Christian Nowak aus Haibach und Johannes Werst aus Kitzingen, haben den Ruf Christi gehört und freiwillig bejaht. Sie stellen sich ganz und gar in den Dienst Jesu Christi. Sie werden auch zukünftig die Spannung von eigener menschlicher Unvollkommenheit und der uns im Heiligen Geist vermittelten göttlichen Wirksamkeit erfahren. Sie haben den Mut, in einer Gesellschaft, in der der Grundwasserspiegel des Glaubens sinkt, sich der Herausforderung der Berufung und Weihe zu stellen. Für uns alle ist dies ein großes Geschenk!

Sie stellen sich heute, am Vorabend des Pfingstfestes, – wie Johannes der Täufer – als Stimme des Mensch gewordenen Wortes Gottes zur Verfügung. Sie sind nicht das Wort selbst, sondern die Stimme des Wortes. Sie tauchen ein in ein Geheimnis, das innerweltliche Maßstäbe aufbricht und eine Ahnung von Gott schenkt. Dass dies nicht immer leicht durchzuhalten ist, versteht sich von selbst.

Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie, die Sie zu dieser Priesterweihe gekommen sind, als Familie, als Wegbegleiter und Freunde den Neugeweihten mit Rat und Tat, mit Gebet und Herz zur Seite stehen.

Das beglückende Erleben der heilend wirkenden Realität Gottes ist eine Seite der priesterlichen Medaille – und dafür können wir Gott nur danken –, die andere ist die menschliche zerbrechliche Realität. Auch wir Priester brauchen menschliche Zuneigung und freundschaftliche Begleitung. Wir können nicht dauernd im Focus der Öffentlichkeit der Kritik ausgesetzt bleiben, sondern brauchen auch Mitpilgerinnen und Pilger, die mit uns den Glauben teilen und auf dem Weg zu Gott begleiten. So wie ich bei einer Trauung den Hochzeitsgästen dringend anrate, das Ehepaar zukünftig freundschaftlich zu begleiten, so bitte ich auch Sie, den Neugeweihten künftig nahe zu sein.

Ihnen, liebe Weihekandidaten, lege ich ein Wort unseres neuen Papstes Franziskus nahe, der am Gründonnerstag gesagt hat: „Wir brauchen Hirten mit dem Geruch der Schafe.“ Die Nähe zu allen Menschen, das mit ihnen zusammen Unterwegssein, das Erkennen und Einbeziehen der unterschiedlichen Charismen, lässt nicht zu, dass wir uns von anderen abheben. So rufe ich Ihnen abschließend ein Wort zu, das dem heiligen Albert dem Großen zugesprochen wird: „Sehen, was ist; tun, was möglich ist; lieben, was ewig ist.“ Das ist die Herausforderung dieser Stunde. Amen.