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Medien und Kirche brauchen einander

Diözesanempfang in Würzburg mit ehemaligem ARD-Vorsitzenden Fritz Pleitgen als Festredner – Thema: „Kirche und Medien – Ziemlich beste Freunde?“ – Offene Diskussionen machen die Kirche attraktiv – „Vom Papst lernen heißt siegen lernen“ – Weit über 1000 Gäste aus Politik, Kirche, Caritas und Gesellschaft

Würzburg (POW) Medien und Kirche brauchen einander. Beide stellen den ganzen Menschen in den Mittelpunkt. Das hat der ehemalige WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen vor über 1000 Gästen beim Diözesanempfang am Dienstagabend, 21. Januar, in der Universität am Hubland betont. „Kirche und Medien – Ziemlich beste Freunde?“ war Pleitgens Festvortrag überschrieben. Das Verhältnis zwischen Medien und Kirche verglich er dabei mit einem „geregelten Konflikt“. Kirche und Medien seien wie Schopenhauers frierende Stacheltiere. „In der Kälte rücken sie zusammen. Kommen sie sich zu nahe, dann piekt es, und sie fahren erschrocken wieder auseinander. Aber wir können sicher sein, sie kommen sich wieder näher, denn in der Welt ist es oft sehr kalt und sie brauchen einander.“

Nach den Worten von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bringt der Filmtitel „Ziemlich beste Freunde“ das Verhältnis von Kirche und Medien kurz und bündig auf einen Nenner. „Denn hier treffen zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander, die sich eigentlich fremd sind, aber doch entdecken, dass sie einander brauchen, um weiterzukommen auf dem Weg zu einem authentischen und erfüllten Leben.“ Das Interesse am Menschen verbinde die Kirche mit dem Journalismus, unterstrich der Bischof in seiner Begrüßung.

Festredner Pleitgen stellte in seinem immer wieder mit Applaus quittierten Vortrag zunächst die Gemeinsamkeiten dar, welche die Medien mit der Kirche verbinden. „Medien und Kirchen haben gemeinsame Aufgaben. Sie kümmern sich um ein und denselben Menschen.“ Damit meinte er vor allem jene, die entbehrlich scheinen und nicht mehr am Leben teilnehmen: die Leistungsverweigerer, Konsummuffel, Langsamen, Behinderten. „Verantwortliche Medien und Kirchen stellen den ganzen Menschen in den Mittelpunkt.“ Eine gelungene Predigt mache den Menschen nicht nieder, sondern richte ihn auf. „Das Gleiche sollte auch für eine gute Sendung gelten.“

Auf der anderen Seite versuche die Kirche jedoch, Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen. „Ein Bischof, der den Reporter bittet, ihn nicht nach diesem oder jenem Punkt zu fragen, darf sich nicht wundern, wenn er genau nach diesem Punkt gefragt wird“, konterte Pleitgen. Themen, die innerhalb der Kirche diskutiert werden – wie das Zölibat, der Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von den Sakramenten, das Verbot der Verhütung – seien auch für die Medien interessant. „Wenn darüber mit Leidenschaft und offen diskutiert wird, dann ist das gut so. Das macht die Kirche attraktiv.“

Zugleich wundere er sich gelegentlich darüber, wie die Kirche auf kritische Berichterstattung reagiere, beispielsweise wenn es um Themen wie den sexuellen Missbrauch von Kindern oder die Empörung über den Limburger Bischof Franz-Peter Tebarzt-van Elst gehe. „Wenn dann die Berichterstattung von hohen kirchlichen Würdenträgern als Katholikenphobie oder Erzeugen von künstlicher Wut oder gar Pogromstimmung bezeichnet wird, dann zeugt das weder von Augenmaß noch von Souveränität.“ Anstatt die Kirche als Opfer böser Medienmächte darzustellen, solle man sich bemühen, durch eine Strategie der Offenheit und des Verständnisses das Vertrauen der Medien wie auch der Mitmenschen zu gewinnen, riet Pleitgen. „Wenn etwas schief läuft, und davor ist niemand gefeit, dann sollte man es erst gar nicht mit Verschleierung versuchen.“

Wie dies gelingen könne, zeige das Beispiel von Papst Franziskus. „Er hat die Medien im Handumdrehen gewonnen“, sagte Pleitgen. „Seitdem er im Amt ist, kommen aus dem Vatikan Botschaften, auf die die Welt gewartet hat.“ Sein Beispiel zeige, wie leicht man positive Schlagzeilen haben könne: indem man für zutiefst christliche Tugenden wie Barmherzigkeit, Geschwisterlichkeit und Offenheit eintrete. Pleitgen fasste den Erfolg von Papst Franziskus in den Medien in einem Satz zusammen: „Vom Papst lernen heißt siegen lernen.“

Zu Beginn des Abends hieß Bischof Hofmann die Vertreter der Kommunal-, der Landes-, der Bundes- und Europapolitik und die Mitarbeiter in der Kirche auf Pfarrei-, Dekanats- und Diözesanebene willkommen. „Ihr Kommen zeigt, dass Sie sich das Gespräch und einen vertieften Kontakt zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft wünschen“, sagte der Bischof. Besonders begrüßte er Bundesminister a. D. Dr. Wolfgang Bötsch, Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Würzburgs „regierenden Bürgermeister“ Dr. Adolf Bauer.

Zu den Gästen zählten Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Landräte, Bezirks- und Kreisräte, Bürgermeister, Dekane, Pfarrer, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ordensleute, Mitglieder des Diözesanrats und der Dekanatsräte, der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen, Vertreter der Caritas sowie Professoren der Universität Würzburg mit Universitätspräsident Professor Dr. Alfred Forchel an der Spitze. Vertreter der Justiz, der Polizei, der Behörden und Ämter, der Fachhochschulen, der Wohlfahrtsverbände, der unterfränkischen Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammer, der Medien sowie der evangelischen Kirche und der israelitischen Kultusgemeinde standen weiter auf der Grußliste. Gekommen waren außerdem der Leiter des Katholischen Büros in Bayern, Prälat Dr. Lorenz Wolf, der Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, Dr. Florian Schuller, und der Rundfunkbeauftragte der Bayerischen Bischofskonferenz, Monsignore Erwin Albrecht.

Organisiert wurde der Diözesanempfang von der Katholischen Akademie Domschule und dem Caritasverband für die Diözese Würzburg. Für die musikalische Gestaltung sorgten Maria Bernius (Sopran), Matthias Schick (Barockcello), Martin Rothe (Barockvioline) und Domkapellmeister Christian Schmid an der Orgel.

sti/bs (POW)

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