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„Rassismus untergräbt das Zusammenleben“

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht in der Synagoge Memmelsdorf – Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Einsatz gegen Diskriminierung ein wichtiger Dienst für die Gesellschaft

Memmelsdorf (POW) Das Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 und ihre Folgen ist aktueller denn je, hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei einer Gedenkveranstaltung am Sonntag, 10. November, in der von den Nationalsozialisten geschändeten Synagoge von Memmelsdorf (Landkreis Haßberge) betont. „Als Bischof von Würzburg möchte ich deshalb auch für Aufmerksamkeit werben und zur Vorsicht warnen.“ Der gegenwärtige Prozess anlässlich der Verbrechen des NSU und das damit zusammenhängende teilweise Versagen öffentlicher Institutionen habe hellhörig dafür gemacht, dass unterschwellig rechtsradikales und fremdenfeindliches Denken weiter verbreitet seien, als viele manchmal wahrhaben wollten.

Mit der Reichspogromnacht vor 75 Jahren habe sich angekündigt, was das Schicksal der jüdischen Minderheit sein würde: die Beseitigung aus der Mitte der Gesellschaft. „Die Shoah und somit die Vernichtung der Juden begann, indem man ihnen den heiligen Ort der Gegenwart Gottes raubte. Wo es keinen Raum für Gott gibt, da gibt es auch keinen Raum für den Menschen“, betonte Bischof Hofmann.

Das Zweite Vatikanische Konzil habe in der Erklärung Nostra Aetate die besondere und untrennbare Verbundenheit zum Judentum hervorgehoben und jede Form von Antisemitismus verurteilt. „Die biblische Theologie ist in beiden Testamenten eine Theologie der Erinnerung, die auf der Grundlage der menschlichen Erfahrung und gerade auch im Scheitern zum Nachdenken aufruft, um aus der Reflexion über die Vergangenheit den Willen Gottes zu erkennen und die Heilgeschichte Gottes mitzugestalten.“

Gerade deswegen muss nach den Worten von Bischof Hofmann an die Ereignisse der Zeit des Nationalsozialismus erinnert werden. „Nur so können wir heute alle Formen von Rassismus bekämpfen, der den Keim der Vernichtung des anderen in sich trägt und das demokratische Zusammenleben untergräbt.“ Der Einsatz gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung sei nicht nur eine Schuldigkeit gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus, sondern auch ein konkreter Beitrag für eine menschlichere Gesellschaft für alle.

In vielfacher Hinsicht sei die Shoah ein Ereignis, das noch nicht vorüber sei: „Ihre Folgen sind noch sichtbar, sie hat die Geschichte und das Gesicht Europas unauslöschlich verwandelt, insbesondere in Osteuropa, weil sie eine ganze Welt vernichtete. Aus der Asche von Auschwitz erstand schließlich auch der Traum eines Europas ohne Grenzen und Trennungen. Dort begann der europäische Einigungsprozess.“ Adenauer, Schuman oder de Gasperi, die Gründerväter der europäischen Einigung mit christlicher Inspiration, hätten auf der Grundlage dieser dramatischen Erfahrung die Einsicht gewonnen, dass nur ein geeintes Europa, das sich seiner Geschichte bewusst sei, eine bessere Zukunft ohne Krieg und Rassismus aufbauen könne.

Besonderen Dank zollte Bischof Hofmann den Mitgliedern des Träger- und Fördervereins Synagoge Memmelsdorf für deren wichtigen Einsatz im Rahmen der Gedenkkultur. „Gerade angesichts der Tatsache, dass die Zeitzeugen überwiegend gestorben sind und leider vermehrt Bewegungen in Europa auftreten, die fremdenfeindliches und rassistisches Gedankengut verbreiten, halte ich es für unbedingt notwendig, dieses Gedenken mit Leben zu erfüllen und solche Orte der Erinnerung besonders für unsere Jugendlichen einzurichten, damit sie die Botschaft der Vergangenheit verstehen, in der Gegenwart eine Lehre daraus ziehen und ein Licht entdecken, um einen menschlichen Weg für ein Europa zu finden, das auf der Grundlage seiner jüdisch-christlichen Fundamente für alle Völker der Erde zu einer Quelle des friedlichen Zusammenlebens der Völker, Kulturen und Religionen werden möge.“

(4613/1151; E-Mail voraus)

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