Bad Godesberg/Köln (POW) Es ist ein Riese von einem Rheinschiff, auf dem Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am frühen Samstagmorgen, 8. Juni, an der Bastei in Bad Godesberg gemeinsam mit dem Trierer Weihbischof Jörg Peters zusteigt: Die MS Rheinenergie ist 145 Meter lang und hat als Flaggschiff der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt schon 2005 beim Weltjugendtag Papst Benedikt XVI. transportiert.
Heute sind mehr als 1400 Wallfahrer aus der Seelsorgeeinheit Bad Godesberg rheinabwärts mit dem Schiff auf Wallfahrt zum Eucharistischen Kongress nach Köln unterwegs, um dort mit dem Würzburger Bischof in Sankt Agnes eine heilige Messe zu feiern. Dekan Dr. Wolfgang Picken, verantwortlich für 26.000 Katholiken in 13 Gemeinden, begrüßt die beiden Ehrengäste an Bord. Für Bischof Hofmann ist er kein Unbekannter: „Ihn kenne ich schon, seit er bei mir Ministrant war.“ Wenige Minuten später sind Stab, Mitra und Messgewand des Würzburger Bischofs in der Schiffsgarderobe verstaut, die Leinen los und die Wallfahrt wird mit einem gemeinsamen Lied offiziell gestartet.
Dekan Picken lädt die Kinder und Jugendlichen ein, auf das Sonnendeck zu gehen, wo Weihbischof Peters eine Katechese für sie hält. Die übrigen Wallfahrer versammeln sich auf dem Zwischendeck und dem Hauptdeck. Mit der großen Bühne bildet der Raum ein Theater mit mehr als 800 Sitzplätzen. Dort empfangen die Pilger Bischof Hofmann mit donnerndem Applaus.
Dieser erinnert zu Beginn seiner Glaubensunterweisung an die Fahrt, die Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag mit demselben Schiff unternahm. Unvergesslich sei dessen Ankunft zwischen überwältigend vielen Jugendlichen an den Rheinufern gewesen. „Wenn wir auch heute eine ganz andere Situation haben – die Popularität der Kirche hat in den vergangenen Jahren viel an Strahlkraft eingebüßt und gewinnt doch in der Gestalt des neuen Papstes Franziskus wieder neu an Fahrt – so bleibt doch der Psalmvers ‚Dein Angesicht, Herr, will ich suchen!‘“ Dieser Satz trifft nach den Worten von Bischof Hofmann auch auf die Menschen zu, die sich selbst nicht als gläubig bezeichnen. „Sie suchen Gott in der Frage nach dem Entstehen des Kosmos, in den Naturgesetzen, in der Physik, in der Kunst, in der Liebe.“
Auch die Jünger, die sich um Jesus scharten, seien auf der Suche nach Gottes Antlitz gewesen. Bei der Verklärung Jesu auf dem Berg gerieten Petrus, Jakobus und Johannes in Angst – „ein Phänomen, das wir oft feststellen, wenn Menschen in die Aura Gottes eintreten". Das Antlitz Gottes sei in seiner Großartigkeit und Andersartigkeit für die Menschen nicht unmittelbar sichtbar. „Wir finden aber sein Antlitz im Angesicht Jesu Christi.“ Gegenwärtig sei dieser in der konsekrierten Hostie. „Der einmalige Kreuzestod, den Jesus freiwillig aus Liebe zu uns auf sich nahm, zog sich damals schon in das Abendmahlsgeschehen hinein und vergegenwärtigt sich auch heute in jeder heiligen Messe.“ Ein Bauer, der stundenlang vor dem Allerheiligsten kniete, habe seinem Pfarrer einst erklärt: „Ich schaue Gott an, und er schaut mich an.“ Wer Gott so anschaue und anbete, erhalte als Geschenk innere Ruhe, Freude und Ansporn zur Nächstenliebe, wie der Bischof betont. Denn auch im Nächsten lasse sich das Antlitz des Herrn finden. „Mutter Teresa hat genau das gewusst und beherzigt.“
Denen, die skeptisch sind, dass sich bei der Wandlung in der heiligen Messe wirklich aus Brot und Wein Christi Fleisch und Blut ergeben, gibt Bischof Hofmann mit auf den Weg: „Wer versteht schon, dass sich aus einer kleinen Zwiebel eine wunderbare Blume in aller Pracht entwickelt? Erleben wir das aber nicht täglich?“ Der selige Märtyrerpriester Georg Häfner sei durch seine eucharistische Frömmigkeit fähig geworden, kompromisslos gegen das Naziregime zu sein – auch in Schmähung, Folter und Not. „Ihr gemeinsamer Pilgerweg zum Eucharistischen Kongress ist ein sichtbares Zeichen Ihrer Suche nach dem Angesicht des Herrn“, ruft der Bischof den Frauen und Männern zum Abschluss zu.
Die verbleibende Stunde bis zum Anlegen am Rheinufer nutzt Bischof Hofmann, um sich mit den Wallfahrern zu unterhalten. Eine junge Familie kommt auf ihn zu: Markus Keller aus Veitshöchheim wohnt mit seiner Frau Karoline und den Kindern Laetitia und Nathanael in Bad Godesberg. „Mit Würzburgern habe ich hier auf dem Schiff nicht gerechnet“, sagt der Bischof freudig überrascht.
Markus Hauck (POW)
(2413/0611; E-Mail voraus)
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