Würzburg (POW) Als „einen Skandal mitten in unserem Land“ hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Karfreitag, 18. April, die aktuellen Probleme der Zwangsprostitution angeprangert. „Menschen versklaven Menschen, rauben ihnen die Würde und Freiheit“, sagte er in seiner Predigt bei der Karfreitagsliturgie zur Todesstunde Jesu im Kiliansdom. Im ganzen Bistum Würzburg gedachten die Gläubigen bei Gottesdiensten des Leidens und Sterbens Jesu Christi. In Lohr am Main kamen tausende Menschen zur traditionellen Karfreitagsprozession. Der Karfreitag zählt mit dem Gründonnerstag und dem Karsamstag zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen“, für die Katholiken ist er gebotener Fast- und Abstinenztag. Die über 3000 Glocken im Bistum Würzburg sind seit Gründonnerstagabend verstummt und werden in der Nacht zum Ostersonntag wieder erklingen.
In seiner Predigt betonte der Bischof, dass Christus für alle Menschen gestorben sei, damit alle ein menschenwürdiges Leben haben sollten. „Leider sieht es auch heute in weiten Teilen der Welt – und selbst bei uns – schlimm aus.“ Christen könnten aus ihrem Glauben heraus allen Menschen zu Freiheit und Würde verhelfen, sagte der Bischof. Sie sollten Jesu Botschaft verbreiten, leben und umsetzen. Weiter wies der Bischof darauf hin, dass die historischen Wurzeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen die christlich tradierten Begriffe wie Würde und Gewissen seien. „Freiheit und Vernunft sind nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ebenso jedem Menschen zuzusprechen wie Leib- und Lebensrecht, Freiheits- und Gleichheitsrecht, politische, soziale und kulturelle Rechte.“
Die Tage von Gründonnerstag bis Ostern umfassen nach den Worten des Bischofs die ganze Menschheitsgeschichte. Denn die Frucht dieser Tage umschließe das innerste Wesen des Menschseins: Leben, Freiheit und Liebe. Alle Fragen nach dem Woher und Wohin, nach dem Warum und Wozu ließen sich in dem Liebesgeschehen Jesu Christi ausdeuten und beglückend wahrnehmen. So sehr auch das Gewalthafte, Blutige und Ungerechte in den letzten irdischen Lebenstagen Jesu vordergründig dominiere, im Inneren erschließe sich die den Menschen nacheilende Liebe des unsichtbaren Gottes. Sie öffne den Menschen eine ganz neue Dimension des Menschseins: das ewige Leben in unvorstellbarem Glück.
Bei der Karfreitagsliturgie sangen die Würzburger Domsingknaben unter Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid die Johannespassion von Thomas Mancinus. Bei den sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags beteten die Gläubigen im ganzen Bistum Würzburg für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle notleidenden Menschen. Bei der Kreuzverehrung wurde das Kreuz enthüllt, den Gläubigen gezeigt und in stillem Gebet verehrt.
Höhepunkt der Heiligen Woche ist die Feier der Osternacht mit Bischof Hofmann am Samstag, 19. April, um 21.30 Uhr im Kiliansdom, heuer eine Stunde früher als in den Vorjahren. Den musikalischen Rahmen gestaltet die Choralschola mit der Choralmesse „Lux et origo“. Zur Feuerweihe und zum Entzünden der Osterkerze am Feuer versammeln sich die Gläubigen mit Bischof Hofmann, Weihbischof Ulrich Boom und den Mitgliedern des Domkapitels auf dem Domplatz. Mit der brennenden Osterkerze zieht die Gemeinde dann in den dunklen Dom. Die Kerzen der Gottesdienstteilnehmer werden an der Osterkerze entzündet. Danach singt der Diakon das sogenannte Exsultet, das Lob auf die Osterkerze. Bei den Lesungen wird an die Heilstaten Gottes seit Erschaffung der Welt erinnert. Beim Gloria erklingen wieder die Glocken, und Orgelmusik setzt ein. Im Evangelium mit Halleluja-Ruf wird die Botschaft vom leeren Grab verkündet – in diesem Jahr, wie sie der Evangelist Matthäus berichtet. Tauf- und Eucharistiefeier sind weitere Teile dieser Nachtfeier, der „Mutter aller Vigilien“.
Mit Joseph Haydns „Missa in Angustiis“ und dem Halleluja von Händel begleiten der Domchor, Solisten und die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Würzburg unter Leitung von Domkapellmeister Schmid das Pontifikalamt mit Bischof Hofmann am Ostersonntag, 20. April, um 10 Uhr im Dom. Zur Pontifikalvesper mit Bischof Hofmann um 17 Uhr singt eine Kantorenschola Gregorianische Choräle. Beim Gottesdienst am Ostermontag, 21. April, um 10 Uhr präsentiert die Mädchenkantorei Siegfried Strohbachs „Missa in D“, Colin Mawbys „Jubilate Deo“ und Franz Liszts Osterhymnus „O filii et filiae“.
An Ostern feiern die Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist das höchste Fest der Christenheit. Mit dem Osterfest beginnt die 50-tägige Osterzeit, die am Pfingstfest endet.
bs (POW)
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