Ich danke den Mitgliedern Herrn Norbert Baumann, Professor Dr. Dr. Karlheinz Müller und Professor Dr. Thomas Weißer für die kompetente, exakte und geduldige Arbeit.
Der Vorsitzende hat soeben die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt. Soweit daraus Konsequenzen in meiner Verantwortung als Bischof von Würzburg zu ziehen sind, teile ich Folgendes mit:
Ein für das Bistum Würzburg studierender Seminarist wird mit sofortiger Wirkung aus dem Priesterseminar entlassen. Er hat das Konzert der Gruppe „Frei.Wild“ zur Unterhaltung besucht und zudem Bewunderung für Uniformen des Dritten Reiches geäußert, was im Zusammenhang mit der Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts zu sehen ist. Das Verhalten des Seminaristen wird durch den Versuch der Verharmlosung erschwert. All das ist vom Grundansatz der Priesterausbildung nicht hinnehmbar. Schon in der Ausbildungszeit wird ein hohes Maß an menschlicher und geistlicher Reife verlangt. Weiter ist auch die Bereitschaft zur Abgrenzung von ethisch fragwürdigen Positionen erforderlich. Jede kirchliche Tätigkeit erfordert zudem eine eindeutige Identifikation mit unserer demokratischen Grundordnung.
Ich bin einerseits erleichtert, dass der Vorwurf eines „braunen Netzwerkes“ im Würzburger Priesterseminar nach dem Kommissionsbericht nicht haltbar ist. Gleichwohl hat sich gezeigt, dass das Fehlverhalten einiger Seminaristen die Atmosphäre insgesamt belastet hat. Es werden deshalb in der nächsten Zeit verstärkt pädagogische und spirituelle Anstrengungen nötig sein, um im Priesterseminar wieder Vertrauen aufzubauen. Weiterhin braucht es intensive Bemühungen, in der Priesterausbildung das Bewusstsein für die besonderen Beziehungen zwischen Juden und Christen zu verstärken. Ich bin unserer Theologischen Fakultät dankbar, dass sie dabei ihre Unterstützung angeboten hat.
Bedauerlich ist, dass durch diese Vorfälle das Priesterseminar insgesamt in Misskredit geraten ist. Mittel- und langfristig muss deshalb im Kontakt mit der Hausleitung nach Möglichkeiten gesucht werden, die Ausbildung noch stärker zu profilieren. Sie muss ihre eindeutige Ausrichtung an den Grundkriterien von geistlichem Leben, menschlicher Reife, theologischer Bildung und pastoraler Befähigung erkennbar machen. Dies ist eine Aufgabe, die sich immer wieder neu stellt. Extremistische Tendenzen haben in diesem Konzept keinen Platz.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
(3213/0827; E-Mail voraus)