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„Bemerkenswert konkrete Handlungsimpulse“

Stellungnahme von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zur Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus

„Laudato Si', mi' Signore – Gelobt seist du, mein Herr“: Mit Franz von Assisi als Vorbild und Namensgeber nimmt der Papst nun auch den Beginn des zentralen und auch berühmtesten Text des Heiligen zum Titel seiner aktuellen Enzyklika und macht damit zum wiederholten Male den Namen zum Programm. Vielleicht wird die Enzyklika einmal auch sein zentraler und berühmtester Text werden.

Das Thema, das er sich gesetzt hat, ist zwar keinesfalls einfach (der Umfang des Schreibens belegt dies), die Dringlichkeit seines Anliegens ist umso größer: die Sorge um das gemeinsame Haus. Papst Franziskus wendet sich Fragen der Ökologie zu, die er aber nicht als reinen Um-Weltschutz verstanden wissen will, sondern viel mehr als den Blick auf das Zusammenleben der Menschen untereinander, mit der Welt, mit Gott und mit dem eigenen Ich. Oikos, der griechische Ursprung unseres Wortes Ökologie, betont in seiner Bedeutung „Haus“ genau diese Dimension des Ganzheitlichen.

Damit ist Ökologie für Franziskus auch keine bloße Frage von Politik und Ideologie, Wissenschaft oder Lifestyle, sondern vielmehr eine der Gerechtigkeit, der Nächstenliebe und der Spiritualität. Deshalb wendet er sich über die Gläubigen und „die Menschen guten Willens“ (Papst Johannes XXIII.) hinaus „an jeden Menschen, der auf diesem Planeten wohnt“ (LS 3). Die Sorge um das gemeinsame Haus geht jeden Menschen an. Wohl auch deshalb stellt sich Franziskus nicht nur mit Zitaten in die Tradition seiner Vorgänger (LS 3-7), sondern verdeutlicht auch durch Aussagen protestantischer, orthodoxer und muslimischer Theologen und Würdenträger die universale Bedeutung seiner Enzyklika. Auch die vielen Bezüge zu Papieren nationaler und kontinentaler Bischofskonferenzen (so etwa „Der Klimawandel“ der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der DBK in LS 48) sind ein Zeichen der Kollegialität im Bischofsamt und eine Wertschätzung ihrer Arbeit.

Gemäß dem Dreischritt der Katholischen Soziallehre Sehen – Urteilen – Handeln beschreibt Papst Franziskus zunächst die Situation in unserer Welt (LS 17-61): Umweltverschmutzung; Verlust von Artenvielfalt und Lebensqualität sowie weltweite soziale Ungerechtigkeit. Diese deutet er im Licht des „Evangelium[s] von der Schöpfung“ (LS 62-100) und sucht nach der „menschlichen Wurzel der ökologischen Krise“ (LS 101-136). Schließlich entwirft Franziskus eine „ganzheitliche Ökologie“ (LS 137-162). Er betont, dass letztlich alles und jeder auf dieser Welt mit allem in Verbindung steht. Trotzdem hat bspw. der Fortbestand einer Pflanzen- oder Tierart nicht nur einen Wert für das Ökosystem oder als Ressource für den Menschen, vielmehr liegt ihr Eigenwert auch in der Herrlichkeit Gottes (LS 33). Ein verantwortungsloser Umgang mit der Schöpfung ist immer auch Achtlosigkeit gegenüber den Mitmenschen: „Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“ (LS 139)

Bemerkenswert konkret sind die Handlungsimpulse der beiden Kapitel „Einige Leitlinien für Orientierung und Handlung“ (LS 163-201) und „Ökologische Erziehung und Spiritualität“ (202-245). Papst Franziskus betont zwar, dass die Kirche nicht den Anspruch hat, die Politik zu ersetzen, trotzdem formuliert er deutliche Ansprüche an die Akteure aus Politik und Wirtschaft, sich gegen die schädlichen Auswüchse zu stellen und Gerechtigkeit für alle Nationen und Generationen – besonders für die Armen unter ihnen – zu schaffen. Gleichzeitig sieht er aber auch jeden einzelnen in der Pflicht, das seine beizutragen und den Egoismus zugunsten des Gemeinwohls zu überwinden. Papst Franziskus ruft zu einem neuen Lebensstil auf, der Glück und Zufriedenheit nicht alleine in Wachstum und Wohlstand findet. Auch an dieser Stelle mangelt es der Enzyklika nicht an klaren Worten, wenn der Papst in LS 211 sogar Vorschläge für ressourcenschonendes Handeln im Kleinen macht.

Die Ökologische Umkehr erfordert auch eine innere Umkehr. Ohne Genügsamkeit und Demut (LS 224), Selbstbeschränkung auf das rechte Maß ist diese nicht möglich. In der Achtsamkeit für das eigene ich, den Mitmenschen, die Schöpfung und Gott kann Ökologie im Alltag zu einer regelrecht spirituellen Übung aus der Wurzel des christlichen Glaubens werden. Deswegen weist Franziskus auch auf die Bedeutung der Sakramente und der Feiertagsruhe für das Zusammenleben im gemeinsamen Haus hin.

Konsequent in seinem Denken schließt Franziskus seine Enzyklika mit zwei Gebeten: eines ist gedacht für alle an Gott Glaubenden, eines konkret für die christlichen Religionen. „Gelobt seist du“ – Laudato si' – sind auch die letzten Worte des Schreibens.

„Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen?“ (LS 160) Diese Frage kann als Zentrum der Enzyklika gesehen werden – und als Gewissensspiegel für jeden Einzelnen.

Für uns als katholische Kirche in Deutschland und das Bistum Würzburg ist die Enzyklika Anerkennung bisheriger Diskussionen und Aktivitäten im sozial-ökologischen Bereich und gleichzeitig Ansporn und Anspruch in dieser Richtung weiterzuwirken bzw. unser Handeln zu intensivieren. Es wird zu prüfen sein, welchen Anteil wir leisten können, auch denen die nach uns kommen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns besonders, im kommenden Jahr am 14. Februar in Würzburg die bundesweite Misereor-Fastenaktion zu eröffnen, bei der am Beispielland Brasilien und der Thematik Wasser genau die Verbindung von sozialen und ökologischen Fragen deutlich wird. „Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter“.