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„Danke für Ihr Zeugnis der Treue“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalgottesdienst für Silberehejubilare am Freitag, 7. Juli 2017 im Würzburger Kiliansdom

Liebe Ehejubilare,

liebe Schwestern und Brüder,

Danke sagen möchte ich Ihnen, liebe Eheleute, dass Sie in unseren Dom gekommen sind, um in der Gemeinschaft vieler Ehepaare Gott für die gemeinsame Zeit zu danken. Über Ihren persönlichen Dank hinaus stellen Sie sich so in die große Gemeinschaft der hier anwesenden Eheleute. Dabei ist mit dem heutigen Festtag Ihr Bemühen um eine gute Ehe nicht abgeschlossen. Sie wissen am allerbesten, dass Lieben zu lernen ein lebenslanger Prozess ist.

Viele denken heute, dass Ehe ein auslaufendes Modell sei. Wir hören oft vom Scheitern der Liebe, von Scheidungen, von Patchwork-Familien. Dabei ist die Sehnsucht nach gelingender Liebe, Ehe und Familie ganz oben auf der Erwartungsliste junger Menschen. Und auch die überwältigende Zahl der Kinder sehnt sich nachweislich danach. Es lässt aufhorchen, dass rund 92 Prozent der Kinder in Deutschland ihre Eltern für die besten halten,  aber fast jedes dritte Kind sich von seinen Eltern nicht beachtet fühlt.

Vor zwei Jahren fand schon zum zweiten Male in Rom eine Synode zu Ehe und Familie statt. Papst Franziskus hat dieses wichtige Thema in den Mittelpunkt gestellt, weil das katholische Ehe- und Familienbild gefährdet ist und dringend profiliert dargelegt werden muss. Denn schon seit nunmehr mehreren Jahrzehnten wird der gesellschaftliche Konsens zu Ehe und Familie gezielt unterlaufen. Offen geschieht dies durch die Änderung rechtlicher Rahmenbedingungen (wie beispielsweise die Abschaffung des Schuldprinzips im Scheidungsfall und die Änderung des Unterhaltsrechtes.)

Subtiler geschieht dies durch die Vorgehensweise des „Gender Mainstreaming“. Es ist zu befürchten, dass diese Ideologie zur Beseitigung der Zweigeschlechtlichkeit antritt und die Schöpfungsordnung schleifen möchte. Die Gefahr besteht darin, dass dabei die biologischen Unterschiede von Mann und Frau geleugnet werden und die Unterschiede zwischen Männlichem und Weiblichem als bloß anerzogen gedeutet werden.

Damit solche Fehlentwicklungen nicht die Oberhand gewinnen, ist es wichtig, eine klare Definition von Ehe und Familie zu geben. Nach unserem christlichen Verständnis ist eine Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau möglich. In diese Gemeinschaft ist die Weitergabe des Lebens angelegt. Damit wird nicht der Stab über andere Lebensentwürfe gebrochen, wohl aber der Weg christlichen Eheverständnisses eindeutig beschrieben.

Eine neu hinzugekommene Gefahr für Ehe und Familie besteht in der Sexualisierung einer ganzen Gesellschaft. Nicht nur dass selbst Kinder und Jugendliche via Internet leicht an Pornographie herankommen, sondern auch dass Sex als allgemeines Konsumgut propagiert wird, öffnet der Enthemmung Tür und Tor.  Denn „Voraussetzung für Ehefähigkeit sind ja innere Freiheit und Selbstbeherrschung, um Verantwortung für den Ehepartner und Kinder übernehmen zu können.“   

Sicherlich müssen wir heute verstärkt das Spezifikum der sakramentalen Ehe als ein Stück des Evangeliums wieder bewusster machen.  Wenngleich wir Ehe und Familie als Lebensform nicht überzeichnet idealisieren sollten, dürfen wir doch nicht vergessen, dass zwei Menschen, die sich das Sakrament der Ehe spenden, auch teilnehmen am Sakrament der Kirche, so dass sie selbst im Vollzug Ihrer Ehe Kirche sind.

„In ... (dieser) Gemeinschaft bleibt Gott in Treue gegenwärtig, auch wenn ... (die Eheleute) schwach sind und straucheln.“ Von daher ist die Verkündigungsaufgabe in den Familien ein brennendes Thema. Jede Familie sollte eine Hauskirche sein. Hier erfahren die Kinder durch die Liebe der Eltern konkret von der Liebe Gottes zu uns. Hier hören sie zum ersten Male von Gott. Hier werden die ersten Gebete gesprochen und das Vertrauen in Gottes Führung ermöglicht. Sie haben das alles selbst erlebt. Nun sind viele Ihrer Kinder schon erwachsen und bereits selbst auf der Suche nach einem Ehepartner.

Papst Franziskus hat jüngst im Zusammenhang mit der Würdigung der Ehe darauf hingewiesen, dass die Wertschätzung für alte Menschen wieder zunehmen müsse. „Weil die Gesellschaft die Stimme der Alten nicht mehr höre, habe man den Erfahrungsschatz dieser Generation verloren und auch das Zeugnis von Ehepaaren, die ihr Leben lang zusammengeblieben seien.“ Und nun der Papst wörtlich: „Dieser Mangel an Vorbildern, an Zeugnissen, dieser Mangel an Großeltern, an Vätern, die fähig sind, von Träumen zu erzählen, erlaubt der jungen Generation nicht Visionen zu haben.“  

Junge Menschen brauchen Vorbilder, brauchen Hilfen. Wenn Sie mit Ihren heranwachenden Kindern, mit Jugendlichen über ihre Zukunft in Kontakt kommen, wovon sprechen Sie zuerst? Natürlich von der Liebe.   Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe. Jeder will geliebt werden und Liebe schenken. Ein Kernsatz lautet: Liebe möchte sich weiterschenken.

Liebe braucht den Raum der Intimität und Geborgenheit. Liebe will und braucht Dauer. Liebe hat kein Verfallsdatum. In dieser von Gott getragenen Gemeinschaft können Kinder Vertrauen in das Leben fassen und zu mündigen Menschen heranreifen.

In der Ehe, die das wechselseitige Versprechen braucht und sucht,  ist Gottes Liebe anwesend und erfahrbar. Denn Gott spricht sich im Sakrament der Ehe den beiden Liebenden zu. Er verspricht sein Mitgehen - verlässlich und auf Dauer. Er schafft die Ermöglichung, dass trotz all unserer menschlichen Schwächen der gute Wille am Beginn der gegenseitigen Liebe auch bis zur Vollendung durchträgt.

Sie haben erfahren, dass Sie die Glut der Liebe nähren, aber sich nicht grenzenlos glücklich machen können. Der je größere Gott muss immer wieder neu von Ihnen aus in diese Liebe hinein genommen werden.

In einer Handreichung der deutschen Bischöfe mit dem Titel „Zehn Gründe für die Ehe“ (2014) heißt es: „Ehe ist ein Versprechen mit Leib und Seele. Es bezieht auch Eros und Sexualität mit ein. Die Liebe zwischen Mann und Frau sucht das erotische Begehren genauso wie die liebevoll-fürsorgliche Zuneigung. Dieses Spannungsfeld aus Lust, Hingabe und Herzensnähe eröffnet den ureigenen Raum für die Zeugung neuen Lebens.“

Liebe Schwestern und Brüder,

danke für Ihr Zeugnis der Treue, Verlässlichkeit und des Gelingens. Damit öffnen Sie jüngeren Menschen einen Raum zum Staunen, zum Nachfragen, zum Mut gewinnen für die eigenen Entscheidungen.  Unter uns sind auch Ehepaare unterschiedlicher Konfessionen. Sie haben in ihrer Ehe die oft nicht einfachen Situationen des Glaubenslebens im Alltag erfahren. Es war für Sie sicherlich nicht immer leicht, daraus erwachsende Spannungen auszuhalten. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin in einer solchen Familie aufgewachsen. 

Danke, dass Sie zueinander stehen. Die Achtung vor der Glaubensüberzeugung des je anderen ist unserem christlichen Grundverständnis zutiefst eingeprägt und erfährt in einer solchen Ehe die Nagelprobe.

Natürlich denken wir heute ebenso an die Ehepaare, die auseinandergegangen sind, deren Liebe gescheitert ist. Auch sie brauchen unsere Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Hilfe.

Denken möchte ich in dieser Stunde aber auch an alle Witwen und Witwer, die so gerne hier mit uns ein Ehejubiläum gefeiert hätten. Sie dürfen wir ebenfalls nicht allein lassen, sondern vielmehr in unsere Gemeinschaft so einbeziehen, dass sie nicht einsam und verlassen sind.

Für die verstorbenen Ehepartner wollen wir Gott bitten, dass sie im Himmel die Vollendung ihrer Liebe auf Erden erfahren. Irdische Liebe, eheliche Liebe, ist nur ein Vorgeschmack auf den Himmel. Vor dem Empfang der heiligen Kommunion hören wir oft: „Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.“ Bleiben wir im Bewusstsein unserer Schwächen mit beiden Füßen auf der Erde, lassen wir unser Herz aber jetzt schon teilhaben an der uns verheißenen Vollendung im Himmel. Amen.