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Die Wüstenväter als Vorbild

Pater Fidelis Ruppert, langjähriger Abt der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, wird am 3. April 80 Jahre alt – Wahlspruch: „Ihr seid alle Brüder“

Münsterschwarzach (POW) Wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag ist für Benediktinerpater Fidelis Ruppert ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen: Der ehemalige Abt von Münsterschwarzach besuchte zum ersten Mal in seinem Leben das Makarios-Kloster in Ägypten. In dem Land am Nil haben die Wüstenväter vor 1500 Jahren die Wurzeln des klösterlichen Lebens gelegt. Quellen, die er sein Leben lang studiert und in das Alltagsleben der Mönche übertragen hat – vor allem in seiner Amtszeit als Abt von 1982 bis 2006. Am Dienstag, 3. April, wird Ruppert 80 Jahre alt.

1938 in Plankstadt unweit von Heidelberg geboren, trat Gerhard Ruppert im April 1959 nach dem Abitur in das Kloster in Münsterschwarzach ein und nahm den Ordensnamen Fidelis an. Er studierte Theologie und Philosophie in Sankt Ottilien, Würzburg und Rom. Schon damals galt sein besonderes Interesse der Spiritualität und Lebensweise der Wüstenväter. Er promovierte über die Entstehung des Ordensgehorsams bei Pachomios. Der Heilige, ein ägyptischer Mönch, lebte im vierten Jahrhundert nach Christus und war Gründer der ersten christlichen Klöster.

1979 wurde Ruppert zum Prior ernannt und vier Jahre später – nach dem Amtsverzicht von Abt Bonifaz Vogel – zum 74. Abt der Abtei Münsterschwarzach gewählt. Ein Amt, das er fast 25 Jahre innehatte. In dieser Zeit bewegte ihn die Frage des Zusammenlebens der Mönche ebenso wie die Förderung der geistlichen Entwicklung des Einzelnen. Erfahrungen, die er in den Jahren ab 1969 gemacht hatte, waren dafür ausschlaggebend. Gemeinsam mit anderen Mönchen aus der Abtei hatte er Kurse bei Karlfried Graf Dürckheim, einem bekannten Psychotherapeuten und Zen-Lehrer, besucht. Dabei entdeckte Ruppert nicht nur die Meditation als inneren Weg zu Gott ganz neu, sondern ihm wurde auch klar, dass man „Probleme nicht totbeten kann“. So seien es auch psychologische Aspekte und Elemente der Gruppendynamik gewesen, die mithalfen, die Regel des heiligen Benedikt und die Schriften der Wüstenväter neu und tiefer zu verstehen.

Ruppert machte es sich zur Aufgabe, über geistliche Erfahrungen zunächst sich selbst, später auch andere Menschen auf einen gesunden Reifungsweg zu führen. Zugleich und gleichbedeutend ging es ihm aber auch um die Gemeinschaft und Fragen wie: „Wie kann man gut miteinander auskommen?“ „Wie geht man mit Opposition um?“ Oder: „Was ist gesunde Autorität?“ „Es war mir wichtig, den geistigen Weg des Einzelnen und die Erfordernisse des Gemeinschaftslebens zusammenzubringen“, sagt Ruppert. Er freue sich bis heute darüber, dass viele seiner Brüder diese Bemühungen durch ihre vielfältigen Begabungen unterstützten und so mithalfen, seinen Wahlspruch als Abt – „Ihr seid alle Brüder“ – in die Tat umzusetzen.

Sein Engagement für neue Ideen im Klosterleben schlug sich beispielsweise in der Einführung der Dekanien in Münsterschwarzach nieder, die eigentlich schon in der Benediktsregel grundgelegt sind, aber bislang nicht umgesetzt worden waren. Es handelt sich dabei um Gruppen von zehn bis zwölf Mönchen, die miteinander über Probleme und offene Fragen sprechen, freie Zeiten gemeinsam gestalten oder Fortbildungen machen. „Das war wie eine Revolution“, erinnert sich Ruppert. So gab es zum Beispiel Befürchtungen, dass die Oberen durch diese Unterteilung mehr Kontrolle ausüben könnten. Doch solche Bedenken hätten sich rasch zerschlagen, und heute sind die Dekanien eine Selbstverständlichkeit. „Sie sind ein sehr wichtiges Element für die Lebendigkeit der Gemeinschaft.“

In seine Amtszeit fiel nicht nur die Neustrukturierung des klösterlichen Lebens, sondern auch zahlreiche Baumaßnahmen, wie die Renovierung der Abteikirche oder die Gründung des Recollectio-Hauses. Auch die Mission vernachlässigte er als Abt nicht. „Ich wollte eigentlich immer Missionar werden“, sagt er. Deshalb war er nicht zuletzt als Mitglied des Kongregationsrats häufig in Afrika, Asien und Lateinamerika unterwegs und unterstützte die dortigen Klöster.

Nachdem er 2006 sein Amt an Abt Michael Reepen abgegeben hatte, ging Ruppert ein halbes Jahr nach Afrika. In den Jahren danach entwickelte er Kurse wie „Benediktinische Exerzitien“ oder den Jahreskurs „Benediktinisch leben“, aus dem später die Benediktinische Weggemeinschaft hervorging. Sein Ansatz war wieder, die Quellen wie die Benediktsregel in den Alltag heutiger Menschen zu übersetzen. Daneben schrieb er Bücher, ist als Seelsorger tätig und widmet sich dem Studium der monastischen Überlieferung und Spiritualität. „Ich liebe die Stille und bin froh, wenn ich Zeit für mich habe“, sagt der Jubilar. Dabei könnte er sich auch ein Leben als Einsiedler vorstellen und verbringt auch gern längere Zeit auf dem Winkelhof im Steigerwald. „Da hat man nicht mal Handyempfang“, freut er sich über die Abgeschiedenheit, die er dort findet.

ws (POW)

(1418/0344; E-Mail voraus)

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