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„Familiäre Liebe strahlt aus“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Gottesdienst für Gold- und Diamant-Ehejubilare aus den Dekanaten Haßberge, Karlstadt, Lohr, Schweinfurt und Ochsenfurt im Würzburger Kiliansdom am Mittwoch, 2. Juli 2014

Liebe Schwestern und Brüder,

liebe Ehejubilare,

Sie feiern in diesem Jahr ein Ehejubiläum nicht nur im kleinen Familienkreis, sondern in der großen Gemeinschaft der Kirche – zusammen mit vielen anderen Ehepaaren. Wir alle freuen uns mit Ihnen und Ihren Angehörigen über diesen großen Tag. 

Sie machen heute am Fest Mariä Heimsuchung deutlich, dass Ihre Liebe keine reine Privatsache ist, sondern der Liebe Gottes entspringt und von ihr getragen wird. Sicherlich haben Sie neben aufmunternden Sonnentagen auch Schatten und Dunkelheiten erlebt. Aber das Bewusstsein, dass sich Gott als Dritter in Ihren Liebesbund hinein begeben hat, war sicherlich der starke Motor in Krisensituationen.

Der Rahmen auf Ihrem Liedblatt ist - wie wir schon zu Beginn dieser heiligen Messe hörten – aus vier Begriffen gebildet, die tragend auch für Ihre Ehe sind:

Liebe – Treue – Miteinander – Leben.

Wenn junge Menschen, die gerade verliebt sind, Sie nach Ihrer Liebe und der Treue in Ihrer Ehe fragen – was sagen Sie ihnen? Wenn Sie jungen Menschen begegnen, die zweifeln, ob ihre Liebe zueinander groß genug ist, um eine Ehe einzugehen – was sagen Sie ihnen? Jetzt, nach so vielen Ehejahren?

Jede gelebte Ehe ist anders und wohl auch einmalig. Sie alle könnten jetzt beredt von Ihren Erfahrungen sprechen - und sollten es bei entsprechenden Gelegenheiten auch tun. Junge Menschen brauchen Vorbilder, brauchen Hilfen. Wovon sprechen Sie zuerst? Natürlich von der Liebe.

Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe. Jeder will geliebt werden und Liebe schenken. Ein Kernsatz lautet: Liebe möchte sich weiterschenken. Liebe braucht den Raum der Intimität und Geborgenheit. Liebe will und braucht Dauer. Liebe hat kein Verfallsdatum. In dieser von Gott getragenen Gemeinschaft können Kinder Vertrauen in das Leben fassen und zu mündigen Menschen heranreifen.

In der Ehe, die das wechselseitige Versprechen braucht und sucht, ist Gottes Liebe anwesend und erfahrbar. Denn Gott spricht sich im Sakrament der Ehe den beiden Liebenden zu. Er verspricht sein Mitgehen - verlässlich und auf Dauer. Er schafft die Ermöglichung, dass trotz all unserer menschlichen Schwäche der gute Wille am Beginn der gegenseitigen Liebe auch bis zur Vollendung durchträgt. Sie haben erfahren, dass Sie die Glut der Liebe nähren, aber sich nicht grenzenlos glücklich machen können. Der je größere Gott muss immer wieder neu von Ihnen aus in diese Liebe hinein genommen werden.

„Ehe ist ein Versprechen mit Leib und Seele. Es bezieht auch Eros und Sexualität mit ein. Die Liebe zwischen Mann und Frau sucht das erotische Begehren genauso wie die liebevoll-fürsorgliche Zuneigung. Dieses Spannungsfeld aus Lust, Hingabe und Herzensnähe eröffnet den ureigenen Raum für die Zeugung neuen Lebens.“ (Aus: Zehn Gründe für die Ehe, Deutsche Bischofskonferenz 2014)

Sie können Ihre Liebe nicht für sich behalten. Sie strahlt aus über Ihre Kinder, Enkelkinder und auf alle, die mit Ihnen zusammen kommen. Deshalb ist auch das Sakrament der Ehe, das Sie eingegangen sind, ein Stück gelebte Kirche, nämlich ein sichtbares Zeichen für die Liebe Gottes und deren wirksame Kraft im flüchtigen Heute.

Wir alle wissen um unsere menschlichen Begrenzungen. Fehler, Verletzungen und Enttäuschungen sind sicher nicht ausgeblieben. Von daher war auch immer der Wille zur Selbstkritik, zur Umkehr und Versöhnung im wahrsten Sinne des Wortes notwendig. (Meine Mutter hat mir einmal gesagt: „Dein Vater und ich sind abends nie ins Bett gegangen ohne sich – bei Bedarf – einander zu verzeihen.“)

Eheleute müssen einander gegenseitig Raum geben, damit Sie sich verändern und entfalten können. Sprechen Sie darüber, wie Gott Ihnen dabei beigestanden ist. Junge Menschen brauchen Lebensbeispiele, die ermutigen!

Haben Sie Mut darüber zu reden, dass selbst auch beim Scheitern Gottes Liebe nicht verloren geht. Gott ist treu. Er lässt auch die enttäuschten und gebeutelten Eheleute nicht im Stich.

Im Herbst wird in Rom eine außergewöhnliche Synode über den Umgang mit gescheiterten Ehen stattfinden. Dann werden auch die Eheleute in den Blick genommen, die besonders schwere Erfahrungen gemacht und Leid erduldet haben.

Papst Franziskus hat den weisen Satz gesagt: „In der Ehe schenkt man sich vollständig ohne Kalkül und Vorbehalte, teilt alles, die Geschenke und den Verzicht, vertrauend auf die Vorsehung Gottes.“

Dieses eingelöste Vertrauen feiern wir heute am Festtag Mariä Heimsuchung. Aus der Heiligen Schrift hörten wird, dass Maria, die Mutter Gottes, gesegneten Leibes zu ihrer Cousine Elisabeth ging, um ihr bei der Geburt ihres Sohnes Johannes beizustehen. Maria hatte den Blick nicht auf ihre außergewöhnliche Lebenssituation gerichtet. Sie blieb offen für die anderen. Ist das nicht auch ein Teil des Geheimnisses eigenen Lebensglückes?

Eine christlich gelebte Ehe ist nicht ausschließlich auf das eigene kleine Lebensglück ausgerichtet sondern ist immer offen für andere. Die familiäre Liebe strahlt aus und hat auch das Wohl und Wehe der anderen im Blick.

Danken wir Gott am heutigen Festtag für das Gelingen der eigenen Ehe und bitten wir ihn auch für alle Menschen, deren Ehen zerbrochen sind und die in schwierigen Lebenssituationen nun besonders unserer Anteilnahme und Liebe bedürfen. Amen.