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„Familien sind die Geburtsstätten des Glaubens“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Vinzenztag des Diözesan-Caritasverbandes am 29. September 2013 in der Pfarrkirche Sankt Kilian Haßfurt

Verehrte Frau Landtagspräsidentin, liebe Mitbrüder, liebe Mädchen und Buben, verehrte liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

im Anspiel zu dieser heiligen Messe wurde auf eine alltägliche Situation in unseren Familien hingewiesen. Wenn Arbeiten verteilt werden, finden zumeist die Kinder eine Ausrede, dieses Mal wirklich nicht helfen zu können… Wer hätte das von uns noch nicht erlebt.

Familie ist uns allen wichtig. Wer in einer intakten Familie aufwächst, kann sich glücklich schätzen. Und doch hapert es an allen Ecken und Enden. So sehr Familie von den allermeisten geschätzt wird, so sehr besteht heute doch die Gefahr, dass sie ausgehöhlt, benachteiligt, vernachlässigt oder gar nicht mehr angestrebt wird.

Ich will heute Morgen nicht von den großen Problemen des gesellschaftlichen Wandels von Familie reden, nicht von Ehescheidungen und Patchwork-Familien, geschweige denn von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, in denen auch Kinder adoptiert werden sollen.

Es geht mir heute um das Familienbild, das aus christlichem Grundverständnis definiert wird:

Familien sind die Lebensorte mit Vater, Mutter und Kindern, in denen Kinder geborgen und froh heranwachsen sollen. Zu den Geschwistern kommen dann auch die Großeltern, Onkel und Tanten, Freunde und befreundete Familien hinzu.

Familien sind die Geburtsstätten des Glaubens.

Hier hören wir zum ersten Mal von Vater und Mutter etwas über Gott, über Jesus Christus, unsere Schutzengel und Heiligen.

Auf verschiedenen Diözesanwallfahrten haben wir etwas von der großen Familiengemeinschaft unserer Diözese Würzburg erlebt. Der gemeinsame Glaube hat uns zusammenwachsen lassen. Wir durften erleben, wie einer für den anderen da war. Familien sind da beglückend zu erleben, wo die Liebe untereinander spürbar wird, wo einer für den anderen da ist.

Leider machen manche Kinder in unserem Land auch gegenteilige Erfahrungen. Sie leiden sehr, wenn Vater und Mutter sich streiten oder gar auseinandergehen. Sie leiden sehr, wenn sie nicht wirklich geliebt werden, wenn keiner richtig Zeit für sie hat. Das tut sehr weh. Dann kann das Zuhause geradezu wie zu einer Hölle werden.

Eine fromme Frau wollte einmal den Himmel und die Hölle sehen. Sie bat den lieben Gott, ihr beides zu zeigen. Da gewährte ihr Gott diese Bitte. Wie erstaunt war sie aber, als sie einen großen Saal sah, in dessen Mitte über einem Feuer ein großer Topf hing, in dem die leckersten Speisen brutzelten. Rund um diesen Herd war ein großer Tisch, an dem Menschen mit riesig langen Löffeln saßen und in dem Topf stocherten. Sie sahen alle blass und dürr aus, denn so sehr sie sich bemühten, den Löffel mit dem langen Stiel in den Mund zu führen – es gelang ihnen nicht! Darauf sagte Gott zu dieser Frau: „Siehst du, das ist die Hölle.“

Dann zeigte er ihr einen ähnlichen Raum mit einer ähnlichen Situation: Wieder hing der große duftende Topf in der Mitte. Wieder saßen viele Menschen um den runden Tisch. Wieder hatten sie alle einen so langen Löffelstiel in der Hand. Aber diese Menschen lachten und waren fröhlich. Sie sahen gut genährt aus. Was war der Unterschied? Diese Menschen versuchten nicht vergebens den Löffel in den eigenen Mund zu führen, sondern jeder gab dem anderen mit dem langen Löffel zu essen. Darauf sagte Gott: „Siehst du, das ist der Himmel!“

Liebe Schwestern und Brüder,

heute feiern wir hier in Haßfurt den Vinzenztag des Diözesan-Caritasverbandes in Verbindung mit dem Familientag der Pfarreiengemeinschaft Sankt Kilian.

Das Jahresthema „Familie schaffen wir nur gemeinsam“ lenkt unseren Blick auf die Defizite und auch die Chancen, Familien zu Lebensorten zu machen, in denen ein wenig der Himmel aufblitzt.

Im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus wird uns deutlich vor Augen geführt, dass Egoismus – in welcher Form auch immer – Gemeinschaft zerstört, Unfrieden und Not schafft und letztlich bei Gott in schmerzlicher Weise entlarvt wird. Der Reiche, der alles nur für sich verbraucht, wird die Kehrseite seines Tuns bitter erleben. Dann aber ist sein Verhalten nicht mehr rückgängig zu machen.

Wir leben im Heute. Papst Franziskus sagt: „Gott kommt zum Heute.“ Wir haben alle Möglichkeiten offen. Um vorbildliches Verhalten herauszustellen und bekannt zu machen, wird heute der Vinzenzpreis 2013 im Anschluss an diese heilige Messe verliehen.

18 Projektgruppen haben sich darum beworben. Die griffigen Projektnamen sind aufschlussreich und beeindruckend. Nur einige Beispiele: Sozialbegleiter/Schülerpaten – Frauen im Caritas-Laden – Mama lernt Deutsch – Kindern eine Zukunft geben – Jung trifft Alt – Urlaub mit Vorschulkindern – Freiwillige in Familien – Rucksackprojekt – Jugendprojekt Nestflüchter – Welcome. 

Jesus ist auch in einer Familie groß geworden. Von ihm heißt es, dass er seinen Eltern untertan war, d.h. dass er gehorsam war.

Liebe Eltern, es mag ja manchmal stressig sein, wenn heranwachsende Kinder ihren eigenen Lebensraum erobern und nicht richtig einzuschätzen oder zu würdigen wissen, was Sie, die Eltern, alles für sie tun. – Auch ich staune heute manches Mal über meine Eltern, was sie sich alles von mir haben zumuten lassen und bin ihnen im Nachhinein noch sehr dankbar.

Liebe Kinder und Jugendlichen, es mag ja für Euch auch nicht immer einfach sein, die Erwartungen, die an Euch gestellt werden, zu erfüllen. Aber denkt daran, dass bei allen Alltagsproblemen die Gemeinschaft, die Nestwärme und Heimat, die Familie einem schenkt, ein unbezahlbares Gut ist. Vielleicht vermag man dies erst als Erwachsener wirklich zu erkennen. Auch die Kinder in einer Familie können viel zu einem glücklichen Miteinander beitragen.

Ich danke allen, die mithelfen, dass Familie gelingt – und dazu rechne ich auch alle, die im Caritasverband unserer Diözese mitarbeiten!

Heute werden wir von Jesus eingeladen, selber jetzt schon ein Stückchen Himmel auf Erden sichtbar zu machen, indem wir seine Liebe leben. Dann werden unsere Familien Horte, in denen wir uns gerne aufhalten, Gemeinschaften, die tragen und Geburtsstätten des Glaubens.

Familie schaffen wir nur gemeinsam! Amen.

o:p>Liebe Weihekandidaten: Unsere Mitmenschen warten darauf, Gott auch in uns zu begegnen. Machen wir uns voll Vertrauen auf den Weg! Amen.