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„Gotteslob war ein Hochzeitsgeschenk“

Abschied vom alten Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“ – Erinnerungen an Erstkommunion, Hochzeiten und Familienrituale – Weihbischof em. Bauer blickt zurück auf Diskussionen um „Inklusivsprache“ in den 1990er Jahren – Diözesanweites Recycling nach aktuellem Stand nicht möglich

Würzburg (POW) Der Countdown läuft: Das alte „Gotteslob“, das seit 1975 die Katholiken im deutschsprachigen Raum begleitete, hat bald ausgedient. Ab Advent wird das neue „Gotteslob“ in den Pfarrgemeinden des Bistums Würzburg seinen Vorgänger ablösen. Ganz verschwinden wird das alte „Gotteslob“ jedoch nicht, ist Bischof Dr. Friedhelm Hofmann überzeugt: „Das Gute aus dem alten Gotteslob ist im neuen aufgenommen.“ Alle, die an der Entstehung des neuen Gebet- und Gesangbuchs mitgearbeitet haben, hätten bekräftigt, wie gut das alte „Gotteslob“ gewesen sei. Ausdrücklich dankt Bischof Hofmann deshalb nochmals allen, die am alten „Gotteslob“ mitwirkten.

Mit ihren persönlichen Exemplaren des „Gotteslob“ verknüpfen die Menschen oft viele Erinnerungen. „Ich habe 1975 geheiratet, und das Gotteslob war eines meiner Hochzeitsgeschenke“, erzählt zum Beispiel Lucia Stamm, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg. Ihre Mutter hatte ihr das Buch geschenkt – und für die Widmung versehentlich den Mädchennamen ihrer Tochter benutzt. „Ich habe es auch schon einmal liegengelassen, aber es kam zu mir zurück.“ Mit den Jahren sei ihr „Gotteslob“ immer dicker geworden: „Es stecken diverse Bildchen darin, und zwischen Umschlag und Gotteslob ein Heftchen mit alten Mariengebeten. Deshalb ist es schon recht gewellt.“

Gleich mehrere „Gotteslob“-Ausgaben besitzt Pfarrer Stefan Kömm, stellvertretender Dekan des Dekanats Schweinfurt-Nord: „Ich habe eines in der Tasche, die ich zum Gottesdienst mitnehme, eines liegt daheim auf dem Schreibtisch für die Liedauswahl, und eines steht im Regal.“ Er habe schon einmal den Wechsel auf ein neues Gebet- und Gesangbuch erlebt, erzählt er, denn bei seiner eigenen Kommunion im Jahr 1973 sei noch das „Ave Maria“ in Gebrauch gewesen. „Der Abschied fällt mir nicht schwer. Ich freue mich jetzt auf das neue Gotteslob. Aber mein eigenes hebe ich natürlich auf.“

„Ich habe mein Gotteslob zum Weißen Sonntag bekommen“, sagt Pastoralreferentin Gabriele Michelfeit aus Bischofsheim in der Rhön. „Ich werde es auch nicht weggeben, sondern aufheben.“ Sie freut sich schon auf die neuen Lieder, die ab Ersten Advent in den Gottesdiensten erklingen werden. „Es sind schöne neue Lieder drin und ich freue mich darauf, sie mit den Leuten einzuüben. Ich glaube, sie werden gut ankommen.“ Aber eine Umstellung werde es schon sein: „Die alten Nummern hat man gekannt. Wenn man jetzt ,Großer Gott, wir loben dich‘ sucht, muss man ins Inhaltsverzeichnis gucken.“

„Das wird erst einmal die größte Schwierigkeit sein: sich die neuen Liednummern einzuprägen“, sagt auch Regionalkantor Christian Stegmann, zuständig für die Region Kitzingen und Ochsenfurt. „Mit dem alten Buch könnte ich eine Messe anhand des Liedzettels auswendig spielen. Die neuen Nummern habe ich noch nicht im Kopf.“ Insgesamt überwiegt bei ihm die Vorfreude. „Ich habe gute Erinnerungen, aber im neuen sind viele schöne neue Lieder drin. Wir Regionalkantoren sind im neuen Gotteslob ohnehin schon sehr drin.“

Eine besondere Erinnerung verbindet Gemeindereferentin Eva Meder-Thünemann, zuständig für die Cityseelsorge in Aschaffenburg, mit ihrem „Gotteslob“. „Als das Gotteslob herauskam, hat die ganze Familie neue bekommen“, erzählt sie. Alle seien in einer Schublade aufbewahrt worden. „Und jeden Sonntag standen wir alle an der Schublade an – Eltern, Schwestern, Oma, Onkel.“ Ihr „Haupt- und Lieblingsexemplar“ werde sie natürlich behalten. Aber jetzt freut sie sich auf die neue Ausgabe. „Als ich ein Kind war, wurde das ,Ave Maria‘ abgeschafft und das Gotteslob kam. Ich fand das damals schon spannend“, erinnert sie sich. „Ich freue mich, dass etwas Neues kommt.“

„Ich habe ein ganz persönliches Exemplar, mit einer schönen Kunstlederhülle“, beschreibt Diakon Franz-Ludwig Ganz aus Rimpar sein „Gotteslob“. „Ich habe es bestimmt schon seit 20 Jahren, und das sieht man ihm auch an. Es hat manche Eselsohren, und im Freien ist es auch öfter mal nass geworden.“ Dieses Exemplar wird auch künftig für ihn eine wichtige Rolle spielen, ist er überzeugt: „Um vielleicht mal wieder daraus zu schöpfen, und für manches Lied, das nicht mehr drin ist.“ Denn beim Durchblättern des neuen „Gotteslob“ habe er festgestellt, dass es zwar viele schöne neue Lieder enthält. Doch einige, die ihm am Herzen liegen, fehlen: „Ich habe gemerkt, wie lieb mir manche Lieder geworden sind.“

Eine besonders enge Verbindung hat Weihbischof em. Helmut Bauer mit dem alten „Gotteslob“: Seit 1989 ist er Vorsitzender der Ständigen Kommission für das „Gotteslob“ mit sieben ständigen Mitgliedern aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und Bozen-Brixen. „Bei uns ist alles zusammengelaufen“, sagt er rückblickend. Die Zusammenstellung der jährlichen Verkaufszahlen gehörte ebenso zu ihren Aufgaben wie Fragen zum Urheberrecht. „In den 1970er Jahren musste man noch nicht so viel beachten wie heute“, sagt Weihbischof Bauer über das Urheberrecht. Als vor zwei Jahren plötzlich Nachforderungen über rund 35 Jahre Lizenzgebühren für die Texte im alten „Gotteslob“ im Raum standen, begleitete die Kommission die Verhandlungen, die in einem für beide Seiten annehmbaren Kompromiss endeten. Und als Mitte der 1990er Jahre die Debatte um die sogenannte Inklusivsprache aufkam, wurde in der Kommission eine geschlechtsneutrale Sprache für das „Gotteslob“ diskutiert. „Damals haben wir die Brüder und Schwestern eingeführt“, erzählt der Weihbischof: „Wir haben den Bischöfen Fachleute vorgeschlagen, um die Änderungen durchzuführen.“

Mit dem Erscheinen des neuen „Gotteslob“ ist die Arbeit in der Kommission für Weihbischof Bauer nach bald 25 Jahren beendet. „Wir lösen uns auf und es gibt einen Abschlussbericht.“ Es sei für ihn eine „sehr schöne und interessante Zeit“ gewesen. „Wir konnten mitreden und auch mitentscheiden. Ich habe diese Aufgabe gerne gemacht.“ Die Ständige Kommission für das neue „Gotteslob“ hat ihre Arbeit bereits aufgenommen. Weihbischof Bauer ist überzeugt: „Fragen zu den Ausgaben oder Schwierigkeiten mit Autoren wird es immer geben.“

In den Pfarrgemeinden steht nun allerdings eine ganz andere Frage im Mittelpunkt: Was soll mit den alten „Gotteslob“-Ausgaben geschehen, die bislang für die Kirchenbesucher zur Verfügung gestellt wurden? Nach aktuellen Schätzungen von Liturgiereferent Dr. Stephan Steger handelt es sich um rund 80.000 Exemplare, die nun nicht mehr benötigt werden. Theoretisch könnte man sie dem Recycling zuführen. Doch Nachfragen bei Recyclingfirmen hätten ergeben, dass die alten Ausgaben nicht einfach wiederverwertet werden können: Viele haben noch einen Plastikeinband, eingeklebte Stoffbändchen oder Stoffeinkleber. Der Aufwand, die Bücher in ihre Bestandteile zu zerlegen, sei zu groß, hat Steger erfahren: „Die Recyclingfirmen haben an diesen großen Mengen kein Interesse.“ So wird die Entsorgung wohl den Pfarreien selbst überlassen bleiben. „Es ist leichter, wenn eine Pfarrei nur von 200 Exemplaren den Einband herunterreißen muss.“

Weitere Informationen zum und Geschichten rund um das „Gotteslob“ gibt es im Internet unter www.gotteslob.bistum-wuerzburg.de.

(4713/1182; E-Mail voraus)

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