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Hilfe mit Gebet, Wort und Tat

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Freitag, 13. März, beim Eröffnungsgottesdienst des Kongresses „Treffpunkt Weltkirche“ im Würzburger Kiliansdom

Liebe Mitbrüder im Bischofs-, Priester- und Diakonendienst,

liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

der mit dieser heiligen Messe beginnende Kongress „Treffpunkt Weltkirche“ hat die weltweiten Probleme der Kirche im Blick und verankert sie im Herzen der Kirche: in Gott. Von ihm her kommt alles Leben, aus ihm heraus ist nur Leben möglich, auf ihn hin zielt alles Leben. Unsere politischen, ökonomischen und ethischen weltweiten Probleme fordern uns ständig heraus. Täglich wird uns über die Medien die ganze Not unserer Zeit nahe gebracht.

Ich denke zum Beispiel an die brutalen Hinrichtungen tausender Christen und Mitglieder anderer religiöser Minderheiten im Irak und in Syrien im letzten Sommer, an die schrecklichen Verfolgungen im Libanon oder in Syrien oder Nigeria und an die andauernden Versklavungen vieler Kinder, Frauen und Männer weltweit. Aber wie gehen wir damit um?

Der Prophet Hosea hat in seiner Zeit (im achten Jahrhundert vor Christus) – wir hörten es eben in der Lesung – das Volk Israel zur Umkehr aufgerufen. Denn viele hatten sich von Gott abgewandt und menschliches Tun vergötzt. Sie bauten mehr auf eigene Kraft als auf Gottes Hilfe. Deshalb forderte Hosea sie auf, den Heilswillen Gottes zu erkennen und anzuerkennen, denn dann würde sich Gottes Liebe als tatkräftig erweisen. Hosea beschreibt Gott als den liebevollen Arzt, der helfen kann und helfen will. Aber das Volk muss deshalb zu ihm umkehren. Ist es heute anders?

Liebe Schwestern und Brüder,

Ende November 2014 hat Papst Franziskus eine eindrucksvolle Rede vor dem Europarat in Straßburg gehalten. Er hat das Thema Frieden, der so bedroht ist, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen gestellt und Wege zum Frieden aufgezeigt, die darin münden müssen, „im anderen nicht einen Feind zu sehen, der bekämpft werden muss, sondern einen Bruder, der anzunehmen ist“. Und weiter sagte er:

Es bedarf eines ständigen Weges der Humanisierung: Es genügt nicht, die Kriege einzudämmen, die Kämpfe einzustellen (...), es genügt kein aufgezwungener Friede, kein zweckbedingter und provisorischer Friede. Wir müssen nach einem Frieden trachten, der geliebt wird, frei und brüderlich ist, das heißt in der Versöhnung der Menschen gründet.“ Der Friede werde immer wieder auch durch religiösen und internationalen Terrorismus bedroht, „der eine tiefe Verachtung für das menschliche Leben hegt und unterschiedslos unschuldige Opfer fordert. Der Friede wird auch verletzt durch den Menschenhandel, die neue Sklaverei unserer Zeit, welche die Menschen in Handelsware verwandelt und sie jeder Würde beraubt.“

Doch der Friede ist nicht das bloße Nichtvorhandensein von Kriegen, Konflikten und Spannungen“, sagte der Heilige Vater weiter. „Aus christlicher Sicht ist er zugleich Geschenk Gottes und Frucht des freien vernünftigen Handelns des Menschen, der in Wahrheit und Liebe das Gemeinwohl im Auge hat.“ Und einige Zeit später sagte der Papst: „Wir können Europa fragen: Wo ist deine Kraft? Wo ist jenes geistige Streben, das deine Geschichte belebt hat und durch das sie Bedeutung erlangte? Wo ist dein Geist wissbegieriger Unternehmenslust? Wo ist dein Durst nach Wahrheit, den du der Welt bisher mit Leidenschaft vermittelt hast?

Und wenig später sagte er, dass von der Beantwortung dieser Fragen die Zukunft dieses Kontinentes abhänge: „Europa muss darüber nachdenken, ob sein gewaltiges Erbe auf menschlichem, künstlerischem, technischem, sozialem, politischem, wirtschaftlichem und religiösem Gebiet ein bloßes museales Vermächtnis der Vergangenheit ist, oder ob es noch imstande ist, die Kultur zu inspirieren und seine Schätze der gesamten Menschheit zu erschließen.“

In diesem Sinne will meines Erachtens dieser Kongress den gewaltigen Problemen unserer Zeit nachgehen und neben Sensibilisierung für die Nöte unserer Zeit auch nach Lösungsschritten suchen. Letztlich gibt uns das heutige Evangelium die Grundrichtung des Durchschlagens des gordischen Knotens vor. Ein Schriftgelehrter stellt Jesus die Frage: „Welches Gebot ist das erste von allen?“ Jesus antwortet, indem er den ersten Glaubensartikel, den jeder Jude aus seinen täglichen Gebeten kannte, zitiert: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.“ Dann verknüpft er das Gebot, Gott zu lieben „mit ganzem Herzen und ganzer Seele“ mit dem Gebot der Nächstenliebe: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ Diese grundlegende Aussage Jesu ist der Schlüssel zum Frieden. Aber Jesus belässt es nicht bei diesem Appell. Er setzt selber das um, was er fordert. Und dadurch gewinnt seine Antwort ihren tiefen Ernst und ihr Gewicht.

Liebe Schwestern und Brüder,

angesichts der weltweiten Nöte, die viele Menschen erleiden, müssen wir uns fragen: Wie können wir den bedrängten, gefolterten, mit dem Tod bedrohten Menschen helfen? Die Anwesenheit vieler Bischöfe aus den besonders bedrohten Ländern gibt uns zunächst die Möglichkeit, konkret von dem unsäglichen Leid der bedrohten Menschen, einschließlich der verfolgten Christen, zu hören und dieses schreckliche Leiden zu thematisieren. Andererseits darf es nicht bei bloßen Appellen bleiben. Konkrete Hilfe ist angesagt. Ich danke Ihnen, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben und sich diesen Problemen stellen.

Alfred Delp, der von den Nationalsozialisten umgebracht wurde, schrieb 1945 in seiner Todeszelle mit gefesselten Händen, dass „die Hingabe an Gottes Willen…der wirkliche Segen für den Menschen“ sei. Die Begegnung mit Gott sei es, die den Menschen zum Menschen mache. Und ebenso: „Die Gottferne ist es, die das Leben des Menschen seiner eigentlichen Tiefe, ja Würde beraubt und allen Dingen letztlich den Sinn nimmt.“

Vertrauen wir uns dem Herrn an und treten wir für alle leidenden Menschen, unsere Schwestern und Brüder, im Gebet und in Wort und Tat ein. Amen.