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„Jesus ist leibhaft aus dem Grab auferstanden“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Ostersonntag, 16. April, im Würzburger Dom

Liebe Schwestern und Brüder,

Ostern bleibt das herausfordernde Fest! Es ist Grund und Prüfstein unseres Glaubens an die Gottessohnschaft Jesu Christi.

Beim Ostereiersuchen - was ja ganz nett sein kann - stehen zu bleiben wäre die banalste und einfallsloseste Form, dieses Fest zu feiern. Und sind uns CO2-Ausstoß und Mülltrennung wichtiger als die Fakten rund um die Auferstehung Jesu?

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24,5) fragten zwei Männer in leuchtenden Gewändern die Frauen, die zum Grab gekommen waren, um den Leichnam Jesu – wie es damals üblich war –  zu salben. Suchen wir den Auferstandenen oder tun wir diese Botschaft als eine sentimentale Wirklichkeitsschönung ab?

Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi ist die große Herausforderung. „Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist euer Glaube nutzlos“ (1 Kor 15,17) schreibt Paulus im ersten Korintherbrief in aller Deutlichkeit zu recht. Und er schreibt dies zu einer Zeit, in der – nach seinen eigenen Worten – noch die meisten der 500 Zeuginnen und Zeugen leben, die dem Auferstandenen selbst begegnet sind.

 Was gehört zu den grundlegenden Fakten der Osterbotschaft? Das Grab war leer als Maria von Magdala kam, um den Leichnam Jesu zu salben. Petrus und Johannes überzeugten sich selbst davon. Dann erschien der Auferstandene einer Vielzahl von Frauen und Männern, darunter allen Aposteln. Er offenbarte nach seiner Auferstehung an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten seine Göttlichkeit durch zahlreiche Wunder.

Schließlich sandte er den versprochenen Heiligen Geist, der erst die oft verborgenen Zusammenhänge verstehen ließ und die Begeisterung für diese Glaubensbotschaft weckte. Ostern bedeutet Explosion der Freude.

Mit dem Glauben an die leibhafte Auferstehung Jesu steht und fällt das Christentum. (Auch in der Auseinandersetzung mit dem Islam ist dies heute ein zentraler Punkt.) Wir können diesen Glaubenssatz „Auferstanden von den Toten“ nicht einfach beiseite lassen, auch wenn uns der Glaube daran zunächst schwer fallen mag. Mit dem Glauben an die Auferstehung Jesu ist ebenfalls unser Glaube an das Weiterleben nach dem Tode verbunden.

Schon die heilige Therese von Lisieux hatte in den letzten anderthalb Jahren ihres jungen Lebens mit diesem Glaubensbekenntnis gerungen. Sie hatte große Anfechtungen und schrieb in ihre Lebensaufzeichnungen: „Alles ist verschwunden! Mein Herz wird matt von der Finsternis um uns herum. Wenn ich es aber ausruhen lassen will, indem ich mich an das lichterfüllte Land nach dem ich strebe, erinnere, dann verdoppelt sich nur meine Qual. Dann kommt es mir vor, als ob die Finsternis die Stimme der Sünder annimmt und mich verspottet: ‚Du bildest dir das Licht ein, eine Heimat von süßem Duft durchweht. Du bildest dir ein, auf ewig den Schöpfer all dieser Wunder zu besitzen. Du meinst eines Tages aus den Nebeln um dich herum herauszutreten! Weiter so, weiter, freu dich nur auf den Tod, der dir nicht das geben wird, was du erhoffst, sondern nur eine noch tiefere Nacht des Nichts.“

Es war für sie eine so schmerzliche Glaubensprüfung, dass sie alle Osterevangelien zusammenstellte, sie miteinander verglich und prüfte, wie sie zusammenpassten. Sie wollte die Gewissheit haben, dass die Evangelien die Wahrheit enthielten und sie im Tode nicht in ein Nichts sondern in die Arme Gottes fallen würde. Vor ihrem Sterben bekannte sie: „Ich sterbe nicht, ich gehe ins Leben ein.“  Mit dem Tod ist unser Leben eben nicht zu Ende, sondern dank Ostern dürfen wir bekennen, dass auch wir ins Leben Gottes eingehen. Wir dürfen die Gewissheit haben, dass es eine andere Welt gibt.

Gleich ob wir sie als Himmelreich, als Reich Gottes oder als Paradies bezeichnen. Unser Leben ist der Weg dahin, nicht das Ziel. „Es ist Bewährung nicht Erfüllung. Es ist Nachfolge Christi, nicht Jagd nach möglichst großer Befriedigung.“ Diese über diese irdische Welt hinaus gehende Wirklichkeit ist unser Ziel. Mit Ostern ist der Durchbruch des Diesseits zum Jenseits gekommen. Waren bis dahin die Vorstellungen von der Auferstehung nebulös, so gewinnen sie jetzt an Farbe.

Heute füllen Spiritualität und Esoterik eine Marktlücke, wobei Gott nur als ein Gebrauchsgut erscheint. Man sucht sich nach Belieben Glaubensversatzstücke aus, weicht aber dem innersten Kern des Glaubens, der Provokation von Ostern, aus. Jesus ist leibhaft aus dem Grab auferstanden. Dies ist die frohe Botschaft, für die die Zeuginnen und Zeugen des Auferstandenen in alle Welt gezogen sind und den eigenen Tod auf sich genommen haben.

Freuen wir uns. Auch jetzt ist der Auferstandene mitten unter uns. Halleluja!

Amen.