Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Orientierung und Kraft finden“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalamt zum Hochfest der Frankenapostel am Sonntag, 7. Juli 2013, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

in diesem Jahr kann wieder die Kiliani-Wallfahrtswoche im Dom gefeiert werden. Menschen aus allen Teilen unseres Bistums – und darüber hinaus – kommen hier an den Gebeinen der heiligen Frankenapostel zusammen und vergewissern sich ihres Glaubens und ihres Auftrages in dieser Zeit.

Unser Sankt-Kilian-Dom ist Zeuge dieser viele Jahrhunderte andauernden Wallfahrt. Ja, unser Dom ist selbst als eine Wegkirche sprechendes Zeugnis für die Suche nach dem Antlitz Gottes. Dieser unser Dom trägt sichtbar die Spuren jahrhundertealter Glaubenszeugnisse, Verletzungen und Zerstörungen, Neuaufbrüche und zeitgenössischer Werke. Wer sich hier umschaut, findet geronnenes Glaubensgut.

All dies umschließt die Häupter der heiligen Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, die im Vierungsaltar geborgen sind und jetzt während der Festtage vor den Altarstufen zur Verehrung aufgestellt sind.

Unser diesjähriger Leitsatz „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen“ stammt aus dem 27. Psalm und ist der Rundfunkansprache von Julius Kardinal Döpfner entnommen, die wenige Tage vor seinem Tode (24. Juli 1976) ausgestrahlt wurde. Dieser Satz ist gleichsam sein geistliches Vermächtnis, das sowohl die Intention unserer Frankenapostel als auch die unseres früheren Diözesanbischofs Julius Döpfner wiedergibt, der am kommenden 26. August 100 Jahre alt geworden wäre.

Die heutige zweite Lesung aus dem Hebräerbrief fasst den Grund und die Art und Weise der Suche nach Gottes Angesicht zusammen: „Wir wollen dankbar sein, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, und wollen Gott so dienen, wie es ihm gefällt.“ (Hebr 12,28)

Liebe Schwestern und Brüder, Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens formulierte ein französischer Philosoph und Theologe (Massieu). In der Tat: Wir haben allen Grund dankbar zu sein, weil Gott uns in sein Leben hinein berufen hat. Wir sind – wie die Heilige Schrift sagt – in sein Reich, das Gottesreich, berufen, das erst noch kommt und doch schon da ist. Wir werden es erst zukünftig voll erleben, aber dürfen schon jetzt an seinem Kommen mitarbeiten. Die Konsequenz dieser Dankbarkeit ist die bereitwillige Mitarbeit an Gottes Heilswillen.

So ist dann im eben gehörten Hebräerbrief von ehrfürchtiger Scheu die Rede, von Nächstenliebe und Gastfreundschaft, von Sorge um die eigenen Gefangenen und Misshandelten, von der christlichen Ehe, von Genügsamkeit (oder in den Worten des Hebräerbriefes ausgedrückt: frei sein von Habgier) und Vertrauen in Gottes Mitgehen in unserem Leben.

Wenn ich auf diese Wallfahrtswoche schaue, dann haben wir viele dieser aufgezählten Anforderungen berücksichtigt: Ehrfürchtige Scheu empfinden wir angesichts der Reliquien unserer Bistumspatrone, Nächstenliebe und Gastfreundschaft finden wir in der gemeinsamen Wallfahrt, in unseren Begegnungen und unserem Bemühen um eine menschenfreundliche Behandlung unserer Asylanten. Dazu gehört aber auch, dass wir – so weit wie möglich – bereit sind, Asylsuchenden, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben, bei uns Wohnung zu geben.

Uns ist es dann aufgetragen, den Gefangenen und Misshandelten Ohr und Stimme zu leihen. Gerade hat die Gemeinschaft San Egidio in einem ökumenischen Gottesdienst all derer gedacht, die auf der Suche, bei uns Heimat zu finden, auf schreckliche Weise umgekommen sind. Müssen wir nicht alles tun, um diesen leidgeplagten Menschen als Christen zu begegnen, die das Wort Jesu ernst nehmen: „Was ihr einem de Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Vgl. Mt 25,40)?

Gottes Reich beginnt – oder vielleicht anders gesagt: greift – immer da, wo der Wille Jesu umgesetzt wird.

Gerade haben wir den Dank der diesjährigen Ehejubilare in drei große Gottesdienste hinein nehmen dürfen. Sie haben als Silber-, Gold, Diamantene- und Eiserne Ehejubilare für ihre christliche Ehe Gott Dank gesagt. Dreimal war der Dom übervoll, und so wurde dieser gebündelte Dank zu einem großen Bekenntnis für die Ehe, die kein auslaufendes Modell, sondern die Voraussetzung für eine prosperierende Gesellschaft der Zukunft ist.

Das Stichwort Genügsamkeit aus dem Hebräerbrief, das auch mit frei von Habgier umschrieben werden darf, ist eine Mahnung, die uns Deutschen gerade in dieser Zeit, in der viele europäische Länder unter Wirtschaftskrisen und hoher Jugendarbeitslosigkeit leiden, gut ansteht. Wir dürfen auf keinen Fall aus dem Schaden Anderer Profit ziehen, sondern sollten zum Maßhalten bereit sein und zur großzügigen Unterstützung.

Das alles Entscheidende ist das Vertrauen in Gottes Unter-uns-sein, in sein Mitgehen in unserem Leben. Dessen vergewissern wir uns in dieser Kiliani-Wallfahrtswoche. Mit dem Blick auf unsere Frankenapostel, unsere zeitgenössischen Seligen und Heiligen, aber auch auf Julius Kardinal Döpfner, dürfen wir Orientierung und Kraft finden, die eigenen Lebensentscheidungen auf Gott hin zu fällen.

Möge uns diese Festwoche dazu helfen! Amen.