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„Wo Christus angenommen wird, breitet sich sein Licht aus“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in der Heiligen Nacht, 24. Dezember 2016, im Kiliansdom Würzburg

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist kaum zu glauben, was man in diesem Monat Dezember in den Zeitungen lesen konnte: „Im schwedischen Malmö hat eine Künstlergruppe ein Mini-Restaurant für Mäuse eröffnet. Am Vorsprung eines Kellerfensters … können die Nager im ‚Il Topolino’ (deutsch: ‚das Mäuschen’) speisen und sich gleich nebenan mit Nüsschen eindecken: Im Feinkostladen ‚Noix de vie’ liegen Mandeln, Pistazien und Pekannüsse auf Präsentiertellern im Schaufenster aus. Bei der Eröffnungsfeier des Restaurants sei es heiß hergegangen, schreibt die Künstlergruppe ‚AnonyMouse’ … Das Profil mit Bildern des Mäuselokals, das unterhalb eines Kebab-Imbisses liegt, hat fast 60.000 Abonnenten. Die Schweden seien von der Idee so begeistert gewesen, dass sie selbst Minibrötchen für die Mäuse gebacken hätten, schrieben die Künstler.“

Angesichts der weltweit millionenfach hungernden Menschen, davon viele Kinder, verschlägt es einem den Atem. In welcher Traumwelt leben wir? Nahezu unbeachtet von der Weltöffentlichkeit spielt sich zurzeit auch im Jemen eine humanitäre Katastrophe ab. Mehr als sieben Millionen Menschen litten dort akuten Hunger und Kinder stürben aufgrund von Mangelernährung. Seit eineinhalb Jahren versinke das Land in einem Krieg, sagte die Geschäftsführerin der „Aktion Deutschland Hilft“.

Diese Woche war eindringlich von der Tragödie von Aleppo zu lesen, die als Synonym für die Hölle genannt wurde. Die Eingeschlossenen in Aleppo verzweifelten. Das Wetter sei kalt und die Kinder weinten, weil sie so hungrig sind.

Die Schreckensnachrichten ließen sich leicht vermehren.

Was feiern wir angesichts dieser Situation in dieser Heiligen Nacht? Ein trautes Familienfest bar jeden biblischen Inhaltes? Ein Fest des Überflusses? Den Tanz auf dem Vulkan? Oder besinnen wir uns, die wir zu diesem Gottesdienst gekommen sind, der eigentlichen weihnachtlichen Botschaft?

Gott ist Mensch geworden! Der unsichtbare, ewige, allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde macht sich klein, nimmt Fleisch an aus einer Jungfrau und wird Mensch – einer von uns! Das ist doch unfassbar. So mancher versucht diese Aussagen in das Reich der Märchen und Mythen abzudrängen. Zu seltsam klingt diese Botschaft.

Das, was für uns so märchenhaft klingt, war für die jüdische Welt eine Provokation – und ist dies im gewissen Sinne nicht auch für uns so? Eine Provokation für fromme Juden deshalb, weil hier entgegen der Erwartung des Messias in Pracht und Herrlichkeit die Menschwerdung Gottes abseits der Gesellschaft in einem Stall oder einer Höhle erfolgt ist. Für uns eine Provokation, weil trotz des Eintrittes Gottes in unsere Menschheitsgeschichte das Böse unvermindert weiterhin Triumphe feiert. Müsste nicht die uns verheißene Endgeschichte im Glanz von umfassender Gerechtigkeit, Frieden und vollendeter Liebe nicht schon jetzt sichtbar werden?

Ja, Christus bezeichnet sich als das Licht der Welt, das in die Finsternis dieses irdischen Lebens einbricht und sie vertreibt. Aber sein Kommen ist an die Akzeptanz eines jeden einzelnen Menschen gebunden. Wo er nicht an- und aufgenommen wird, bleibt die Dunkelheit der Ungerechtigkeit, Unfriede, Zerstörung, Tod. Wo er angenommen wird, breitet sich sein Licht aus.

Irgendwo habe ich den Satz gelesen: „Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit der Welt zu schimpfen.“ Diese Chance haben wir heute Nacht und an diesem Weihnachtsfest. Nehmen wir das Licht dieser frohen Botschaft als brennende Fackel mit nach Hause, leben wir diese neue Wirklichkeit und helfen wir so mit, die Spannung zwischen dem installierten verrückten Mäusecafé und der unterlassenen Hilfeleistung an Millionen hungernder Kinder aufzuheben.

Amen.